Mitten in München:Wetten, dass...?

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Man muss die Zeichen nur zu deuten wissen. So wie Frauke B. aus Hadern etwa. Sie hat festgestellt, dass der blaue Bezug auf den Längssitzen in den neuen S-Bahn-Wagen unterschiedlich abgenutzt wird. Was das bedeutet? Lesen Sie selbst

Von Berthold Neff

Man müsste heute ungefähr 40 Jahre alt sein, um sich an die allererste Sendung des Samstagabend-Klassikers "Wetten dass...?" zu erinnern. Anfang 1981 war Premiere, Ronald Reagan war kurz zuvor als 40. Präsident der USA und Nachfolger von Jimmy Carter vereidigt worden, Helmut Kohl stand die Wahl zum Bundeskanzler noch bevor. Lange her, all das. 215 Ausgaben später war Schluss, die letzte Ausgabe von "Wetten dass...? lief am 13. Dezember 2014.

Einige von uns erinnern sich noch an eine Wette aus dem Jahre 1988. Da behauptete Bernd Fritz, ein Redakteur der Satirezeitschrift Titanic, dass er die Farbe von Buntstiften am Geschmack erkennen kann. Und es funktionierte: "Ein Ockerton", sagte er zunächst, legte sich dann kurz darauf fest: "Goldocker." Das Publikum war beeindruckt und dann entrüstet, denn es gab natürlich einen Trick: Die schwarze, bunt gesprenkelte Brille saß so schief, dass Fritz den Geschmack der Farben zwar ertragen musste, sie aber auch sehen konnte.

Wir hätten da auch so einen Vorschlag, falls es die Sendung noch gäbe - und zwar ganz ohne alle Tricks. Notfalls würden wir damit sogar bei Thomas Gottschalk auftreten - auch auf die Gefahr hin, dass uns dessen psychedelisch anmutenden Anzüge um den Verstand brächten. Wir würden zum Beispiel wetten, dass wir anhand der Geräusche eines in die Station einfahrenden U-Bahn-Zuges sagen können, ob es sich um eine Garnitur der C-1-Reihe oder gar um die neue C-2-Generation handelt, die mit den LED-Leuchtbändern an den Türen. Sollte das den gestrengen Auswahlkriterien nicht genügen, könnten wir anhand der Zahl wartender Fahrgäste und ohne Blick auf Fahrplan oder Uhr auf die Minute genau tippen, wie lange sie - zum Beispiel am Haderner Stern - schon vergeblich auf die U-Bahn warten. Also mit den "Verzögerungen im Fahrbahnablauf" hadern, wie die MVG Verspätungen gerne verbrämt.

Sollte auch das keinen Eindruck machen, greifen wir auf einen Vorschlag unserer Leserin Frauke B. aus Hadern zurück. Sie hat festgestellt, dass der blaue Bezug auf den Längssitzen in den neuen Wagen unterschiedlich abgenutzt wird. Beim Abbremsen drücken die Fahrgäste mit derjenigen Gesäßhälfte, die der Fahrtrichtung zugewandt ist, stärker auf den blausamtenen Bezug, um die aufrechte Haltung zu bewahren. Es ließe sich daher mit der Zeit zweifelsohne feststellen, ob der Fahrer den Zug öfter aus dem vorderen oder aber aus dem hinteren Triebwagen steuert.

Die MVG wäre also spätestens nach diesem Wettvorschlag gut beraten, möglichst bald auf einen regelmäßigen Wechsel der Fahrtrichtung zu setzen. Dann halten die Bezüge doppelt so lange und sind nicht bloß auf einer Seite total durchgesessen.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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