Mitten in München:Vom Suchen und Finden

Auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen ändert sich der Umgang mit vermeintlich Wertvollem

Von CLAUDIA KOESTLER

Mama und Papa haben seinerzeit ganze Arbeit geleistet: Als Erwachsene hebt man nicht mehr wahllos Zettelchen vom dreckigen Boden auf, das hat man gelernt. Man pult auch nicht mehr aus kindlicher Neugier jeden Firlefanz aus den Ritzen der Pflastersteine. Dabei konnte das früher durchaus lukrativ sein: Neben Kronkorken fand man auch die eine oder andere Münze und steckte sie stolz ins Sparschwein. In den Spalten einer bretonischen Parkbank ließ sich einst sogar eine Brosche schürfen, die allerdings dann ins Fundbüro wanderte. Aber inzwischen ist man ja erwachsen, und da sammeln sich die Sachen, die eigentlich in den Müll gehören, ganz von selbst an.

Die Rede ist nicht von jenen E-Mails, die den Posteingang verstopfen und mit steter Impertinenz die Erbschaft eines nigerianischen Gönners versprechen. Nein, es geht um den Papiermüll, der einen gerne am Ende des Arbeitstages erwartet: Wenn zwischen Griff und Tür des Autos wieder mal ein Kärtchen klemmt mit der Frage, ob man nicht sein Gefährt verkaufen möchte.

Ein anderer Sucher und Finder hat jetzt den Versuch unternommen, diese Art von Altpapier elegant wiederzuverwerten. Jedenfalls war auf der Rückseite des jüngst gefundenen Kärtchens handschriftlich notiert: "1 Zitrone, 1 Lachs, 1 Karatebuch". Offen bleibt allerdings, ob der Urheber tatsächlich passionierter Recycler war. Oder ob es sich um den angebotenen Preis für das Auto handelte.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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