Mitten in München:Urlaub im Münzschlucker

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Was tun mit den monetären Urlaubsandenken im Geldbeutel? Ab in den Coin-Automaten, der wird den korrekten Euro-Betrag schon ausrechnen

Von Nicole Graner

Urlaub ist wunderbar. Was für eine Feststellung! Und manchmal hat man sogar noch länger etwas davon, schleppt es danach durch den normalen Alltag - in Form von Münzen. Man fährt zum Beispiel auf der dänischen Fähre MS Bergensfjord von Hirtshals nach Stavanger. Dort leistet man sich - auf der Fähre ist alles unverschämt teuer - wenigstens ein Bier. Zurück bekommt man dänische, keine norwegischen Kronen. Die klappern dann eine Zeit lang im Geldbeutel herum und enden in einer Sammelbox, mitsamt anderen Urlaubs-Überbleibseln.

Was soll man bloß damit anfangen? Gibt es nicht diese Münzzähler, modern Coin-Automaten genannt? Warum sollen die nicht den klimpernden Kleinkram schlucken und als richtiges Geld aufs Konto spucken? Gesagt, getan. Mit einem Beutel in die Bank. Ein Schubladenfach öffnen, Münzen hinein. Großes Geklimper, langes Gerüttel. Der Automat muss wohl die Währungen sortieren, überlegen, wie der Kurs steht. Dann plötzlich, während es scheppert, der Gedanke: So ein Blödsinn. Wie soll das überhaupt gehen?

Dann schweigt der Automat. "Das eingelegte Geld wird geprüft. Bitte haben Sie etwas Geduld", heißt es im Display. Geduld, Geduld. Geduld. Dann scheppert es plötzlich gewaltig in der Auffangschale - die meisten Münzen hat er leider wieder ausgespien, vielleicht hat ihm der Wechselkurs nicht gepasst. Doch dann: "Ein Betrag von elf Euro wird ihnen auf dem Konto gut geschrieben". Gar nicht so schlecht. Werden im Sparschwein doch ein paar Cent dabei gewesen sein.

Ein anderer hat die gleiche Idee. Er schüttet den Inhalt einer Tüte in den Schlund der Maschine. Das bringt sie zum Grübeln. Am Ende der gleiche Klang: Die Münzen landen im Schubfach. Alle. "Das gibt es doch gar nicht", sagt er. "Warum nimmt er denn gar nichts?" Na ja, es waren alles türkische Lira. Eine Seniorin bringt ihr Erspartes. "Ja", sagt sie, "da habe ich schon ein bisserl hingesammelt". Ihr Ergebnis kann sich sehen lassen: fast 80 Euro. Kleinvieh macht auch Speck. Zum Glück hat der Münzspucker auch funktioniert. Denn das klappt nicht immer, wie ein Youtube-Video zeigt: Da leert ein junger Mann einen Beutel Kleingeld in den Zähler. Zu viel des Guten. Die Maschine verweigert sich. Zu viel des Reichtums.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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