Mitten in München:Rausreden lässt sich trainieren

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Was heißt hier verpasste Gelegenheiten? Für gute Vorsätze ist es nie zu spät - und das nächste Silvester kommt bestimmt

Von Berthold Neff

Es sind nun schon fast 70 Tage vergangen, seit wir uns an Neujahr fest vorgenommen haben, unseren Lebensstil so zu optimieren, dass die Gesundheit weniger Schaden nimmt. Also: weniger essen, mehr Wasser trinken und Sport nicht nur als Zuschauer betreiben. Von all diesen guten Vorsätzen ist, man muss das zugeben, nichts mehr übrig. Natürlich wäre es ein Leichtes, widrige Umstände anzuführen. Dass man nicht umhin konnte, das eine oder andere Weißbier auf den ruhmreichen FC Bayern zu leeren. Oder hätte man nach jedem der zehn Tore gegen Arsenal mit Wasser anstoßen sollen?

Oder man wird kalt erwischt, etwa von den Stadtwerken. Die kündigten dieser Tage kurzfristig an, dass die Eislaufsaison im Prinzregentenstadion am Sonntag zu Ende geht. Wieder eine Chance zur Bewegung an der frischen Luft vertan, denn wie soll man jetzt auf die Schnelle so fit werden, dass man sich auf dem Eis nicht sofort das Knie verdreht und den Knöchel verstaucht?

Auf die Berge jedenfalls ist kein Verlass, dort schmilzt alles immer früher dahin, man kann nur tatenlos zusehen, fit halten kann man sich dort nicht. Es bleibt wohl nur die ökologisch bedenkliche Fahrt nach Nordrhein-Westfalen, in die Skihalle Neuss, in der die Piste 110 Meter hoch und 300 Meter lang ist, bei einem Gefälle von 28 Prozent zu Beginn, immer schön kalt, immer genug Schnee. Wem das zu mickrig ist, sollte nach Bottrop ausweichen, da kann man sich auf der längsten Indoor-Skipiste der Welt austoben, auf 640 Metern.

Oder man tut erst einmal nichts, sondern wartet ab. Erst mal sehen, welchen Gegner sie den Bayern in einer Woche, am 17. März, in der Champions League zulosen. Und wie sie sich dann schlagen. Gewinnen sie, wird man das gebührend zu feiern wissen. Verlieren sie, braucht man guten Trost. Und danach richtet man seinen Blick wieder auf Silvester und jene magische Nacht zwischen den Jahren, in der man sich selbst hoch und heilig verspricht, im nächsten Jahr alles anders und vor allem besser zu machen.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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