Mitten in München:Mitfiebern am Straßenrand

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Laufen verbindet - das zeigen gerade die kleinen Beobachtungen am Rande des München-Marathons

Von Nicole Graner

"Clap your hands", tönt es durchs Mikrofon. "Und auf geht's! Warm halten!" Tausende Laufbegeisterte klatschen in die Hände, hüpfen an Ort und Stelle auf und ab. Einzelläufer, Gruppen, Vereine oder Organisationen feuern sich noch einmal an, klatschen sich ab. Kopfhörer werden aufgezogen, die Sicherheitsnadeln überprüft, mit der die Startnummer am Laufshirt festgemacht wird. Ein paar Fotos. Dann donnert es. Die Böllerschützen leisten ganze Arbeit. Der Krach fährt durch Mark und Bein. Selbst die Läufer zucken zusammen. Dann geht es los!

Der Münchner Marathon ist ein Event. Ein sportlicher, ein skurriler und ein musikalischer. Als Fahrradbegleiter am Straßenrand lässt sich das gut ausmachen. Sportlich, weil es tolle Läufer gibt, denen man mit Vergnügen zuschaut. Sie schweben förmlich über den Asphalt. Andere schlurfen ein bisschen oder laufen auf Zehenspitzen. Und da ist ein Mädchen, kaum elf Jahre alt, das beim Zehn-Kilometer-Lauf flitzt wie der Teufel, ein Blinder, der geführt von seiner Mitläuferin, ebenfalls eine Super-Figur macht. Ja, und was die Skurrilität betrifft: Während des Laufs haben manche sogar Zeit, sich über ihre jüngsten Ferienerlebnisse zu unterhalten. Über Whale Watching zum Beispiel. Alle Atemtechniken sind auszumachen: von schnaubend bis prustend, von röchelnd bis leise fiepend. Über das modische Outfit mag man sich manchmal wundern: Im engen, hauchdünnen Bodysuit mit der anatomischen Darstellung von Muskeln und Sehnen zeigt sich ein Läufer. Ach, stimmt. Ist ja bald Halloween.

Musikalisch wird mit Glocken angefeuert, eine Live-Band spielt am Nordbad Bon Jovi, und getrommelt wird an der Giselastraße - nicht im Takt der Läufer, aber stimmungsvoll. Und die Anfeurer am Wegesrand? Die Polizei klatscht Läufer ab, es wird gejohlt, geschrien. Ein Vater begleitet einen Läufer mit Fahrradanhänger. "Du schaffst das" schreien sie. Schwenken Fähnchen. Und ein anderes Kind fragt seine Mutter: "Mami, warum müssen die denn eigentlich so lang laufen?" Tja, warum? Weil es wohl ein tolles Gefühl ist, einmal durch das große Marathontor ins Olympiastadion einzulaufen. Und: weil Laufen einfach verbindet.

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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