Mitten in München:Motorrad allein auf Tour

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Für manche ist der Herbst die Zeit des schönen Lichts, der bunten Blätter und des Dichtens. Nicht so für Motorradfahrer! Für sie ist mit rutschigem Laub auf der Fahrbahn die Saison zu Ende. Oder doch nicht? Denn jetzt gibt es das autonome Motorrad

Kolumne von  Stefan Mühleisen

Manche Menschen machen ein riesen Bohei um den Herbst. Die bunten Blätter! Und dieses Licht! Endlich wieder mit einem Gedichtband durch Laubhaufen waten, "der Sommer war groß!" raus-rilken oder daher-trakln, ein Hauch mache einen jetzt von Verfall erzittern. Anderen, Motorradfahrern vor allem, fallen eher verächtliche Verse wie "Oh Herbst, du blöde Spaßbremse, du!" ein. Das Laub auf den Straßen ist ihnen eine Plage, denn es versaut die Schräglage. Und dieses Licht! Beim Blindflug durch die Kurve müssen Biker in diesen Tagen einsehen, dass das Ende der Saison naht. Doch mit einer herzhaft hupenden Mitteilung kurvt jetzt eine Nachricht daher, die des Bikers Schwermut hinfort zu hauchen vermag: Der Münchner Autobauer BMW hat ein autonom fahrendes Motorrad entwickelt.

"Wie von Geisterhand gesteuert", ist da zu lesen, habe eine R 1200 GS auf dem Testgelände ihre Runden gedreht, fuhr Kreise und Achter, dass es jedem Fahrlehrer eine Freude gewesen wäre. Da kommen die Herzen der Motorradfans ins Hüpfen, denn nichts vermissen sie so sehr wie einen Bock, der sich ohne sie auf Tour macht. Doch offenbar will BMW die Freude am Nichtfahren gar nicht. Ziel des Prototyps sei es allein, die Sicherheitstechnik zu verbessern, heißt es. Aufgepasst BMW, wenn du dich da nicht verfranzt! Denn das autonome Motorrad dürfte ein Renner werden.

Vorbei die Zeiten, da dieses Hobby in Familien schlecht beleumundet war - Papa kann nun die Fransenlederjacke überstreifen und sich um die Kinder kümmern, derweil die BMW alleine Gummi gibt. Abends schaut man sich im trauten Kreis die Eindrücke der Maschine an, die sie mit der Webcam gesammelt hat. Zudem lässt sich das selbst herumdüsende Krad sicher auf eine brutale Schräglage einstellen, was zu herrlich abgefahrenen Reifen führt, mit denen man, ohne sich in Lebensgefahr gebracht zu haben, bei den Kumpels glänzen kann. Und das Beste: Nie mehr verhagelt ein Regenschauer die Ausfahrt. Biker wären endlich autonom, unabhängig von ihrem Gefährt. Allerdings: Die Ingenieure sollten gewährleisten, dass die Maschine einen Dampfstrahler bedienen kann, damit sie sauber wieder nach Hause kommen kann.

© SZ vom 09.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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