Mitten in Moosach:Wo ist Fredy?

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In der Hitze dieses Sommers kann man schon mal die Orientierung verlieren. Immerhin hat der Bezirksausschuss-Vorsitzende dann doch noch in die Sitzung gefunden. Aber wohl nur, weil er Taxifahrer ist

Kolumne von Nicole Graner

Auch wenn man arbeiten muss: Ferienzeit hat in Büroräumen oder an anderen Orten etwas Magisches. Die Uhren laufen langsamer, das Telefon klingelt kaum, man vergisst die Hektik. Die Menschen sind im Sommermodus. Das gilt auch für Lokalpolitiker. Na, gut, dann fährt man eben zum Ferienausschuss in die Geschäftsstelle an der Ehrenbreitsteiner Straße. Aber Politik machen? Wenn es unbedingt sein muss. Sieben Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Milbertshofen-Am Hart werden um 18 Uhr erwartet im schmucklosen, aber luftigen Konferenzraum der Geschäftsstelle: drei von der SPD, zwei von der CSU, einmal ÖDP, einmal Grüne.

Bis der Vorsitzende, Fredy Hummel-Haslauer (SPD) kommt, ist lockeres Gespräch angesagt - fern von Anträgen und Landtagswahl-Aufgeplustere. Wie die Computer funktionieren oder nicht. Und welche neuen Tücken das Software-Programm Alfresco wieder hat. Manchmal gehe da nämlich gar nichts, vor allem wenn die Internetverbindung zusammenbricht. Schlecht bei einer Sitzung.

Apropos Internet: Das Wlan-Passwort wäre jetzt für die Sitzung wirklich nicht schlecht. Doch wie lautet das bloß? Eigentlich sollte es irgendwo im Gang an der Wand hängen. Tut es aber nicht - es wird gesucht, dann gefunden und eingegeben. Die Sitzung könnte jetzt beginnen, aber "Fredy" ist noch immer nicht da. Es wird also weiter gescherzt, über die Hitze kommuniziert, den ein oder anderen Urlaub und darüber, dass ja eigentlich der Stellvertreter die Sitzung leiten könnte: "Dann würde ich sie sofort vertagen", sagt Erich Tomsche (CSU) und lacht.

Der Vorsitzende fehlt noch immer, und noch ein SPDler ist abgängig. "Ja, wo sind die denn alle?" Man möchte raus aus dem Bürograu und hinein in den Sommer-Feierabend und zu einem goldfunkelnden Weißbier. Dann wird das Handy gezückt, Vorsitzender und Mitglied angerufen. Wo sie denn steckten? Der eine weiß von 18.30 Uhr, der andere gar von 19.30 Uhr. Und wieder ein bisschen warten. Fredy ist Taxifahrer, der mogelt sich schon durch den Stau, hofft man. Gerade gedacht - "schon" ist er da. 30 Minuten später. Die lustige "Vor-Sitzung" endet, die echte Sitzung beginnt. Doch dann fehlt der Protokollführer ...

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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