Man kommt ganz gut durch viele Momente des Lebens, wenn man Knöpfe drückt. Aus Automaten kann man Geld ziehen. Briefmarken. Kaugummis. Schokoriegel. Kaffee. Softgetränke. Blumen. Zigaretten. Kondome. Sogar Schmuck. Auch in Momenten wie der überfallartigen Gier nach Fleisch am späten Abend oder beim spontanen Entschluss, an einem schönen Sonntagnachmittag die Grillsaison zu eröffnen, kann ein Automat weiterhelfen: "Franz 24", laut Werbeaufdruck der erste seiner Art in München.
Der schrankhohe, rote Kühlautomat an der Fürstenrieder Straße ist bestückt mit Käseknackern, Salsiccia, Schweinehalssteaks in Bärlauch-Marinade, Entrecote in Kräuterbutter, Töpfchen voller Krautsalat und Kartoffel-Gurkensalat. Alles eingeschweißt, alles frisch, versichert Metzger Franz, zu dessen Geschäft nebenan der Automat gehört - ein Versprechen, für das mangels Selbstversuch hier keine Gewähr übernommen werden kann.
Eine Szene aber wie diese, zufällig belauscht an einer Fleisch- und Wurstverkaufstheke, wird man bei "Franz 24" nicht erleben. "200 Gramm gekochten Schinken", ordert ein junger Mann und studiert dabei seine Whatsapp-Nachrichten. "Noch was?", fragt die Verkäuferin. "Wammerl." "Rohes, gekochtes oder geräuchertes?", fragt die Verkäuferin zurück. Er runzelt ratlos die Stirn, starrt wieder auf sein Handy - und liest ab: "Wammerl in Scheiben". Die Kundin neben ihm kichert amüsiert, outet sich dann aber auch ein bisschen geniert als Fleischdepp: "Sagen Sie, ist Schnitzelfleisch für den Wok das Richtige?"
Der Tag aber wird kommen, an dem "Franz 24" auch derlei bewältigt. Längst schon bedienen uns Banken, Post, Telekommunikationsgesellschaften - Unternehmen, die einmal Menschen als Servicekräfte am Telefon beschäftigten - mit automatisierten Bandansagen. Die Weiterentwicklung des Fleischomaten wird uns wertvolle Ratschläge zusäuseln. Das richtige Fleisch zum Kurzbraten? Drücken Sie bitte die Taste 1. Die perfekte Grillhitze? Taste 2. Wie wird Rinderfilet schön zart? Taste 3 . . .