Mitten in Laim:Die Mülldetektive können kommen

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Wer die Welt wirklich retten will, muss die Biomülltonne von Plastik befreien - notfalls mit dem Kopf voraus

Kolumne von Sonja Niesmann

Biomüll in die braune, Restmüll in die graue, Papier in die blaue Tonne, so schwer ist das eigentlich nicht. Aber manchmal ist man dämlich, oder nennen wir es: unkonzentriert. Dieser Tage also musste dringend der Inhalt der diversen kleinen Müllbehälter in der Küche entsorgt werden, endlich nach dem Schneechaos waren ja die Müllautos wieder durchgekommen, die Tonnen wieder aufnahmefähig. Als erstes also den Restmüll umgekippt - und Sekunden später blitzartig die Erkenntnis: Falsch, verflixt, das war die Biotonne!

Also fluchend die Tonne schräg gestellt und Stück um Stück - Gummihandschuhe waren leider nicht bei der Hand - mit laaangem Arm und spitzen Fingern wieder alles rausgefischt. Weil vorher nur ein paar ausgepresste Orangen und Zitronen verloren auf dem Grund der Tonne lagen, hätte man zum Schluss, nach weitgehendem Abtragen der deplacierten Müllschicht, über die Schulter hinein, mit dem Kopf praktisch, eintauchen müssen in die Tonne. Ziemlich eklig. Also: Ein abgebranntes Teelicht, das im Halbdunkel noch zu erspähen ist, ein zerknülltes Tempo, ein Weinkorken und ein Plastikfetzen bleiben liegen. Der Biomüll aus dem grünen Eimerchen kommt oben drauf. Heftiges Händewaschen.

Am nächsten Morgen heftiges Erschrecken. In der Zeitung ist zu lesen, dass viel zu viele Fremdstoffe, vor allem vermeintlich kompostierbare Plastiktüten, im Münchner Biomüll landen, was für die Verarbeitung zum Kompost schlecht ist. Die neue Kommunalreferentin Kristina Frank, zugleich Chefin des Abfallwirtschaftsbetriebs, hat deshalb "Mülldetektive" losgeschickt, die allen Biotonnen just in Laim - wo sich das Missgeschick ereignete - auf den Grund gehen werden. Bei drei oder vier falschen Dingen, war zu lesen, gibt's nur einen gelben Verwarnungsaufkleber, ab fünf einen roten Aufkleber, will heißen: Man muss extra für diese Leerung der Biotonne zahlen. Wie peinlich! Man hastet zur Tonne, schüttet den Inhalt auf ausgebreitete Zeitungen - hätte man gleich so machen sollen, aber wie gesagt, manchmal ist man dämlich - und pickt auch noch Teelicht, Tempo etc. heraus. Sind dann doch sieben Sachen.

Jetzt können sie kommen, die Mülldetektive.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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