Mitten in Gern:Frühsport hält einfach jung

Lesezeit: 1 min

Morgens im Dantebad schlägt die Stunde der Rentner und Pensionisten. Die kommen nicht nur zum Schwimmen

Von Sabine Wejsada

Morgens um kurz nach acht im Dantebad. Die ersten Frauen und Männer gehen schon wieder. Wahrscheinlich ins Büro. Sie sehen gestählt aus. Kein Wunder nach dem Frühsport an diesem Sommertag, die Hitze trocknet nasse Haare und Bärte. Im Auto haben sie wohl ihre Anzüge und Kostüme deponiert. Im einem SUV lässt es sich bequem umziehen und dank großer Spiegel kann frau auch Make-up auftragen für das anstehende Meeting.

Kaum ist der arbeitende Teil der Bevölkerung weg, schlägt die Stunde der Rentner und Pensionisten. Bewehrt mit allem, was man unter freiem Himmel braucht, entern sie das Dantebad. Vom Personal an der Kasse werden viele mit Namen begrüßt. Und auch untereinander ist man bestens bekannt. "Ja, wo ist denn die Elli heut'?", fragt eine mit Liege und Kühltasche beladene Dame ihre Nachbarin. "Mei, die kann nicht kommen, die hat doch letzthin der Schlag getroffen", erwidert diese ungerührt. Elli gehe es aber schon wieder ganz passabel, aber das mit dem Schwimmen könne sie sich wohl noch abschminken.

Äußerst schade, wie beide bekunden, sich dann einen Platz im Halbschatten des Stadionbereichs suchen, wo sie mit einem großen Hallo begrüßt werden und ins Becken steigen. Die anderen sind schon im Wasser. Aber weiß Gott nicht zum Ratschen. Nein, man hat ja einen Ruf zu verlieren. Ausgerüstet mit Badekappen und Schwimmbrillen, die aus dem frühen vergangenen Jahrhundert zu stammen scheinen, reißt die Rentner-Gang ihre Bahnen herunter. Natürlich auch in den abgetrennten Sportschwimmer-Bereichen, in denen Rechts-Schwimmen ein Gebot ist. An diesem Morgen kommt es zu zahlreichen Kollisionen. Am Ende steigt eine ältere Frau entnervt aus dem Wasser und sagt zu ihrem Mann, der nach Luft schnappt: "Geh weida, der kann's einfach nicht. Hat's noch nie können." Man kennt sich eben. Der Gemahl gehorcht. Wer denkt, die beiden lassen sich auf einer der Liegen nieder, der irrt: Ab geht es zu den Tischtennisplatten. Selbstverständlich ohne Rüschen-Badekappe und verspiegelter Schwimmbrille. Dafür mit einem Schläger, der schon viele, viele Partien alt ist. Frühsport hält einfach jung.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: