Mitten in Fürstenried:Müllhügel auf der Wertstoffinsel

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Früher kamen nachts die Heinzelmännchen, heute biegen Saubären um die Ecke

Kolumne von Jürgen Wolfram

Wenn Bürger ihre Müllprobleme selbst lösen, ist das zunächst mal löblich. Nur wie sie das machen, bedarf offenbar dringlich der Erörterung. In den südlichen Stadtvierteln soll es so sein, dass Leute nach Einbruch der Dunkelheit ausrücken, um sich ihrer vergammelten Essensreste, Altbatterien, Drahtverhaue, löchrigen Textilien oder sonstigen Unrats an den Standorten der Altglascontainer zu entledigen.

So ändern sich die Zeiten: Früher kamen nachts die Heinzelmännchen, heute biegen Saubären um die Ecke. Darüber führen Anwohner und Lokalpolitiker beredt Klage, und das nicht erst seit gestern. Wiesen und Wälder, früher beliebte Wegkipp-Alternativen, liegen weit draußen. So geht's mit dem Unrat heutzutage eben an die nächste Straßenecke, wo Sammelbehälter zwar klar ausgewiesenen Zwecken dienen, entsprechende Hinweise aber häufig ignoriert werden. Und wird Abfall einmal wild abgelagert, wächst der Haufen meistens schnell. Die Halden nadelnder Christbäume im Januar sind da nur die Spitze des Müllbergs.

Im Bezirksausschuss haben sie die Malaise unlängst zum Anlass genommen, die Frage der Verantwortlichkeit zu klären. Dabei prallten zwei Meinungen aufeinander wie versiffte Möbel beim Sturz in die Schächte des städtischen Wertstoffhofs: Die Stadtverwaltung sei aufgerufen, für Ordnung zu sorgen, konstatierten die einen. Das Entsorgungsunternehmen sei in die Pflicht zu nehmen, verlangten vehement die anderen.

Geschreddert wurde nebenbei das Verursacherprinzip. Auf dessen strikte Anwendung aber käme es an, auch wenn es einige Mühe kostet, Müllsünder zu überführen und anzuzeigen. Keine Lösung wäre es jedenfalls, einfach zu warten, bis sich die Konsumreste an Straßen und Plätzen ausbreiten wie wüchsiges Begleitgrün. Es bleibt nicht viel Zeit, primäre und sekundäre Zuständigkeiten zu klären. Denn eines ist bereits jetzt klar: Falls sich Politik und Polizei, kommunale und private Entsorger nicht bald auf Gegenmaßnahmen verständigen, verkommen die "Wertstoffinseln" zum Synonym für Mini-Müllhalden.

© SZ vom 25.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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