Mitten in Fürstenried:Grün ist die Hoffnung

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Die Zukunft des Schweizer Platzes macht den Nachbarn noch reichlich Kopfzerbrechen, möglicherweise bietet ein Blick auf die Namensherkunft Hilfe

Von Jürgen Wolfram

Mit der alten Designerregel "Form follows function" hat man es in den Sechzigerjahren ziemlich genau genommen. Kein Wunder, dass sich der nüchterne Baustil der Trabantenstadt Fürstenried auf dem Schweizer Platz fortsetzt. Von der guten Stube des Stadtteils zu sprechen, käme einer ulkigen Romantisierung gleich, einem Zitat aus der Heidi-Saga. Gesäumt von Busbahnhof und U-Bahn-Zugang, Taxistand und Radlpark, dazu einer Ladenzeile und gelegentlich dem Wochenmarkt wirkt die Anlage weniger wie ein Ruhepunkt denn wie der Beschleuniger einer Gegend in dauernder Hast. Eine Spur Aufenthaltsqualität umweht hier allenfalls das Café Hauck.

Doch nun soll alles anders werden. Es hat ein kollektives Nachdenken darüber eingesetzt, wie man den Platz so aufmöbeln könnte, dass nicht nur jene hier rasten, die immer Durst und Zeit und eine Aversion gegen vier Wände haben. Was muss geschehen, damit eine Steinplattenwüste lebt? Soll man den schattigen Minipark im Großkarree attraktivitätsfördernd erweitern? Was außer dem monolithischen "Schweizer Brocken" mit seinen Wasserkaskaden, 1992 zur eher bemühten Auflockerung randständig errichtet, könnte dem Auge sonst noch Halt bieten? Fragen über Fragen.

Wie immer, wenn es um Architektur und Kunst geht, schlägt die Stunde der Spötter. Aber nein: Eine aus Latschenkieferholz geschnitzte Monster-Toblerone hätten nicht das Zeug zur Aufwertung des Stadtviertel-Zentrums. Ebenso wenig wie eine stilisierte Armbrust aus Edelstahl. Und künstlerisch verbrämte Reklame für Uhren oder touristische Ziele wären nicht der Gipfel, sondern eine optische Zumutung. Schon der Name des Platzes verpflichtet zu mehr Präzision, gedanklicher. Womöglich wäre ein Blick in die Ortsmitten von Appenzell und Solothurn hilfreich, um ein paar Anregungen einzufangen.

Bei dieser Gelegenheit ließen sich partnerschaftliche Kontakte beleben, wie sie in den Gründungsjahren zwischen Schulen geknüpft worden waren. Muss ja einen Sinn ergeben, dass so viele Fürstenrieder Straßen die Namen helvetischer Städte und Kantone tragen. Für die fällige Umgestaltung des Schweizer Platzes mag eine Weisheit gelten, der Unerschütterlichkeit innewohnt wie dem Rütlischwur: Grün ist die Hoffnung.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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