Mitten in Freimann:Das große Hoppeln

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Ja ist denn schon Ostern? Wer mit dem Rad an der Burmesterstraße unterwegs ist, kann sich von Karnickeln beschnuppern lassen

Glosse Von Nicole Graner

Fahrrad fahren ist manchmal ein Abenteuer. Nicht weil es unglaublich buckelige Fahrradwege gibt, die fast einem Parcours gleichen und alles, aber auch alles in Bewegung bringen. Sondern weil man tatsächlich mal Zeit hat anzuhalten, wenn es etwas Besonderes zu sehen gibt.

An diesem Abend so gegen halb acht passiert das auf dem Fahrradweg an der Burmesterstraße. Er ist alles andere als gut ausgebaut, eben oder breit. Mit der Gleitsichtbrille ist also im diffusen Licht etwas Vorsicht geboten, damit man keine Kanten übersieht. Der Blick ist auf den Boden gerichtet, und dann plötzlich ein Schreck: Ein ganz schnelles Wesen huscht vor dem Reifen vom Straßenbegleitgrün über den Fahrradweg auf den Gehsteig. Bremsen wie verrückt und schauen: Das Wesen ist befellt, hat lange Löffel und einen weißen Puschel als Schwanz. Ein Kaninchen. Na gut, denkt man sich, weiter geht's.

Von wegen. Die Weiterfahrt gestaltet sich schwierig. Das Kaninchen ist nicht alleine. Ganz und gar nicht. Man schaut und traut seinen Augen kaum. Überall das große Hoppeln. Auf den Wiesen, im Gebüsch, auf dem Gehweg, und das nicht etwa für zwei, drei Meter, sondern ein gutes Stück des Weges. Ja, haben die da gerade ein Möhren-Festival? Eine große Karnickel-Hochzeit mit allen Verwandten? Oder sind das alles verwandelte Seelen? Es ist der Wahnsinn. Bleibt man stehen, werden sie fast zutraulich, hoppeln auf den Fuß zu, mümmeln neben dem Radreifen. Das Stelldichein ist zu nett anzusehen, doch es hilft nichts, man muss los. Kaum ist man wieder auf das Rad gestiegen, geht das Spielchen weiter - und plötzlich, ganz plötzlich ist es vorbei. Kein Kaninchen mehr. Schade.

Am Ziel angekommen, will man sein Fahrrad absperren und zuckt zusammen. Das sind doch Schnurrhaare an der Ferse? Hasennase? Ist da einer mitgelaufen? Nein, es ist nur ein klitzekleiner Hund, der einen freudig begrüßt.

© SZ vom 04.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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