Mitten in Forstenried:Gemeinschaftstanz ums Hexenhäusl

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Wenn eine Hütte im Wald demoliert ist, braucht man keinen Zauberer, um sie zu reparieren - es reicht, wenn man einen rührigen Verein um Hilfe bittet

Kolumne von Jürgen Wolfram

Kein Märchen: Im Forstenrieder Park duckt sich ein Hexenhäusl ins satte Grün. Steht sogar dran, ist also kaum zu verfehlen. Leider befindet sich die Waldhütte an der Kreuzung Ludwig-/Elisengeräumt in einem Zustand, dass nicht mal Hänsel und Gretel anklopfen würden. Seit unbekannte Rowdies hier im Frühjahr 2017 gewütet haben wie im Forst sonst nur Orkane und Borkenkäfer, präsentierte sich das einstige Blockhaus für Waldarbeiter im Stil einer Ruine: Zertrümmerte Dachziegel, eingetretene Dachsparren, demolierter Kamin. Mindestens 5000 Euro Schaden. Von der Enttäuschung der Radler und Wanderer, die den Verfall eines ihrer Lieblingsziele beklagten, nicht zu reden.

Weil die Bayerischen Staatsforsten in ihrem Betrieb an der Forstenrieder Allee bedauerlicherweise über keine Spindel verfügen, bei der man oben Reisig hineinstopft und unten Euroscheine entnimmt, stellte sich die Frage, wer für die Renovierung des Hexenhäusls aufkommen könnte. Das Sprechen einer rumpelstilzchenartigen Zauberformel, soviel war klar, würde nicht ausreichen, und die Verantwortlichen der Verwüstungen der missverstandenen Walpurgisnacht von 2017 sind nie gefasst und zur Kasse gebeten worden.

Allemal Verlass ist in derart misslichen Lagen auf die Forstenrieder Vereine, die Gemeinschaft nicht nur beschwören, sondern auf manchmal sagenhafte Weise pflegen. Im vorliegenden Fall waren es die Freunde des Forstenrieder Parks, die sich erboten, Geld zur Rettung des Hexenhäusls locker zu machen, Handwerker für freiwillige Leistungen zu gewinnen.

Inzwischen hat sich einiges getan im Wald. Vor der Hütte stapelt sich Baumaterial, das Dach ist abgedichtet, seine Eindeckung kann beginnen. Beim Verein der Freunde des Forstenrieder Parks plant man bereits die Einweihungsfeier. Ein zeitgemäßer Verwendungszweck für das Gebäudekleinod, das der Forstbetrieb im Zeitalter der Motorisierung nicht mehr braucht, ist ebenfalls gefunden: Es soll der Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen dienen. Man ist schließlich nicht im Harz, wo das Tourismusbüro noch vor der Haussanierung vermutlich einen Hexentanzplatz in Auftrag gegeben hätte. Ein Freudentänzchen aber dürften auch die Forstfreunde aus dem Münchner Süden bald aufführen.

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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