Mitten in der Isarvorstadt:Privatstrand in M 183-004

Lesezeit: 1 min

Eine Dame wünschte sich bloß eine Treppe, um sicher zum Schwimmen in der Isar zu gelangen. Das war vielleicht keine so gute Idee. Denn die Stadt ging der Sache auf den Grund - und kam zum Schluss, dass dort ein Badeverbot gilt

Kolumne von Birgit Lotze

In Bürgerversammlungen muss es nicht immer um große Sorgen gehen, manchmal geht es um die kleinen Dinge. So hat eine schon etwas ältere Anwohnerin der Wittelsbacherstraße in der Bürgerversammlung im November in der Isarvorstadt den Antrag gestellt, bei ihr eine kleine Treppe zur Isar hinunter anzulegen, und zwar "unterhalb der Parkbank". Hundert Meter flussabwärts solle die Stadt dazu noch einen "sicheren Ausstieg" anlegen - vielleicht ebenfalls eine kleine Treppe? Ziel war jedenfalls: Die alte Dame wollte weiterhin schwimmen gehen. Das hat sie schon immer dort gemacht. Jetzt falle es ihr schwerer, sie brauche einen sicheren Zugang. Dies könne eine kurze Steintreppe mit Geländer sein oder eine Betonplatte, um flach und sicher ins Wasser zu gelangen.

Der Antrag klang zwar ein bisschen wie eine Forderung nach einem Privatstrand, dafür war er sympathisch formuliert. Die große Mehrheit stimmte schmunzelnd dafür, auch der Bezirksausschuss winkte den Antrag durch, sodass sich dann regulariengemäß die Stadtverwaltung mit den zwei Treppchen auseinandersetzte. Das hatte Folgen: Die Bade-Nixe hat so wohl erstmals erfahren, dass sie auf ihrer 100-Meter-Tour in der Isar immer gegen Gesetze verstößt.

Das Baureferat merkt an, man dürfe schon in der Isar baden. Allerdings an dieser Stelle nur vom Ostufer aus. Die Wittelsbacherstraße liegt am Westufer. Und das sei keinesfalls für eine "Erholungsnutzung" vorgesehen, sondern als "Naturufer" entwickelt worden. Da liege absichtlich Totholz herum, seien unter Wasser Fischunterstände angelegt - nichts zum Herumtrampeln also. Das Referat für Gesundheit und Umwelt spricht von "Gefahrenstellen" und führt an, es sei nicht geplant, das Badeverbot dort aufzuheben. Auch das Referat für Stadtplanung lehnt das Anlegen von Treppen aus Naturschutzgründen ab. Dann würde man in den Biotopkomplex M 183-004 eingreifen. Sowohl die Einstiegsstelle als auch die Ausstiegsstelle befänden sich in Biotopbereichen. In unmittelbarer Nähe seien Huchenstandorte angelegt. Auch ließen sich Konflikte mit Jungfischhabitaten nicht ausschließen. Ihre Isar-Bade-Runden wird die alte Dame jetzt wohl nicht mehr drehen.

© SZ vom 27.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: