Das schönste Kleidchen, ein paar Lackschuhe und die Haare toll gesteckt - mit ein paar Glitzerherzchen vielleicht. Der erste Opernbesuch ist ein großes Erlebnis für Kinder! Wie ist das alles spannend. Der große Lüster, der, bevor das Licht ausgeht, hochgezogen wird, die riesige Bühne, die Musiker, der Dirigent, der mit so einem kleinen Stab herumfuchtelt und dann. . . ach, der rote Samtvorhang, den Kinderhände am liebsten sofort berühren möchten. Wohin nur soll man als nächstes schauen? Ins Orchester? Zum Oboisten oder doch zum Triangelspieler? Auf die Bühne?
Da sitzen sie, die Kleinen, deren Füßchen nicht einmal zum Boden reichen. Vielleicht in einer Ballettaufführung von La Fille mal gardée. Und sie staunen mit großen Augen, was da alles passiert. Wie der stolze Hahn mit seinen Hennen in merkwürdigen Tanzschritten herumstolziert. Wie doch glatt ein Mann die Rolle der Mutter spielt. Sie sitzen auf roten Sitzkissen, die die Eltern an der Garderobe bekommen können, die aber bei einer Familienvorführung schwer zu ergattern sind. Weil es zu wenige gibt.
So rutscht ein kleines Mädchen mit einem liebevoll geflochtenen Zopf in der achten Reihe auf dem viel zu großen Sitz hin und her. Sie hat keine gute Sicht. Also fragt sie. "Mami", flüstert sie, "warum winkt der Mann mit einem Stab?" (Sie meint den Dirigenten). "Mami, wieso kommt aus dem Stroh ein Mann gesprungen?" "Mami, was ist das für ein komischer Trichter? (Sie meint die Tuba). Und: "Mami, warum haben die so komische Hosen an?" (Sie meint die Tänzer). Wunderbare Fragen. Sie zaubern den Erwachsenen in der Reihe dahinter ein glückliches Lächeln auf die Gesichter. Gut, dass es zu wenige Sitzkissen gibt.