Kälteempfindlichen Menschen graut es mächtig davor. Die Temperaturen fallen in den Keller, und wenn das Auto nicht in einer kuscheligen Garage steht, dann darf man in der Früh bald wieder kratzen, um den Durchblick zu bekommen. Dumm nur, dass die Handschuhe wie immer im Auto liegen, gleich neben dem Regenschirm, den man zur Zeit ja auch ganz gut gebrauchen könnte. Noch ist es nicht soweit, aber ungemütlich ist der Gedanke trotzdem. Also schnell rein in den ausgekühlten Wagen und ab geht die Post.
Zum Glück bietet das Auto den Luxus, immerhin das Hinterteil zu wärmen. Es gibt doch nichts Besseres als eine Sitzheizung, die schon nach wenigen Metern anspringt und das Auftreten von Frostbeulen an unpassenden Körperstellen verhindert. So lässt es sich ganz entspannt und wohltemperiert zur Arbeit fahren.
Es gibt Leute, die sich aus all diesem Schnickschnack offenkundig gar nichts machen und nur müde lächeln, wenn sie neben einem an der Ampel stehen, beziehungsweise sitzen. Auf einer Harley, mitten im Dauergrau und Stau des morgendlichen Berufsverkehrs in Bogenhausen. Der junge Mann hat kurze (!) Hosen an und trägt Plastikschlappen, die an längst vergangene Sommertage erinnern. Seine Waden zieren tief in die Haut gestochene Blumenranken, die er offen zur Schau trägt, wahrscheinlich um den vorgezogenen November-Blues seiner Leidensgenossen in der Blechlawine ein bisschen zu vertreiben.
Herrje, so ein harter Hund, entfährt es einem im Selbstgespräch mit der weinerlichen Pudelmütze mit ausgeprägtem Hang zur Herbst-Hysterie, die man offenbar längst geworden ist. Erst der Kollege am Mittagstisch, selbst erfahrener Biker, rettet mit einem kleinen Vortrag über das Abstrahlen der Motorwärme an PS-starken Zweirädern den Tag - von wegen lässiger Easy Rider. Die Harley hat eine Wadl-Heizung. So ein Weichei!