Mitten in Bogenhausen:Godot im Grüntal

Das jahrelange Ringen um einen Spielplatz im Grüntal ähnelt - je nach Standpunkt - einer Tragödie oder Komödie in Fortsetzungen

Von Ulrike Steinbacher

Das Stück heißt "Spielplatz im Grüntal" und ist je nach Standpunkt eine Tragödie oder Komödie in Fortsetzungen. Gegeben wird es im Bezirksausschuss Bogenhausen. Womöglich proben die Stadtviertelvertreter damit für einen Auftritt im neuen Kulturbürgerhaus, das demnächst gebaut werden soll. Jedenfalls haben sie eine echte Begabung für absurdes Theater. Samuel Beckett mit seinem "Warten auf Godot" hätte noch was lernen können.

Ein kurzer Überblick über die Handlung: Es ist September 2013, und es ist Wahlkampf. Die SPD schlägt vor, im Grüntal im nördlichen Herzogpark einen Spielplatz anzulegen, die anderen Parteien sind dagegen. Ortsbesichtigung und Bedarfsprüfung finden statt, dann geschieht nichts mehr. Es ist Juni 2014, und die Wahl ist längst vorbei: Eine junge Mutter greift die SPD-Idee auf und sammelt die Unterschriften von 28 Familien für den Spielplatz. Die Stadtverwaltung prüft den Bedarf ein zweites Mal, auch der Standort wird erneut besichtigt - Siegesgewissheit bei den Sozialdemokraten, Grummeln bei der CSU. Inzwischen ist Oktober 2015: Eine Gruppe von Anwohnern stellt in der Bürgerversammlung den Antrag, im Grüntal auf keinen Fall einen Spielplatz zu bauen und findet eine Mehrheit - versteinerte Mienen bei den Sozialdemokraten, lächelnde Gesichter bei der CSU.

Der jüngste, aber ganz bestimmt nicht letzte Akt des Dramas lässt sich kurz und knackig im Protokoll des Unterausschusses Planung vom November nachlesen: "Zeitnaher Bau des Spielplatzes im Grüntal/Herzogpark; Antrag der SPD-Fraktion" steht da. Und gleich darunter: "Vertagung in eine Sondersitzung (...) im April 2016". Zeitnah eben. Wer weiß, vielleicht kommt Godot ja nächstes Jahr.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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