Man hatte sich an alle gewöhnt. An Pferde, an Gänse, Ziegen. Ja, auch an Kamele. Auch an den ganz bestimmten Geruch, der einem sofort in die Nase wehte, wenn man mit dem Fahrrad an der Cosimastraße 5 vorbei radelte. Zirkusluft. Oft hat man dann doch das Rad abgestellt und zugeschaut, wie die Tiere gefüttert wurden. Und oft standen Omas, Opas und Eltern mit Kinderwagen vor dem Zaun. Mit großen Augen haben die Kleinen Lieblingstiere ausgemacht und den Erwachsenen Löcher in den Bauch gefragt: "Mag das Pferd gern im Kreis laufen?" "Was frisst das Kamel da?" "Ist denen nicht kalt?"
Wie lange hat der Zirkus an diesem Fleck gestanden? Und wie lange Rast gemacht? Corona-bedingt war der Circus Baldoni-Kaiser in Bogenhausen gestrandet, konnte nicht weiterziehen und lange auch kein Publikum in die Manege lassen. Dafür tagte der Bezirksausschuss in dem rot-weißen Zelt mit den Sternen. Viele Menschen halfen, dass Tiere Futter bekamen, die Stadt erließ die Platzmiete. Und so kam es, dass der Circus zu einem geliebten Schatz im Viertel wurde.
Doch nun ist er weg. Tiere, Artisten. Zaun und Zelt. Die Wiese ist zertreten, ein bisschen Wehmut überkommt einen. Nur ein paar Plakate, ein paar Aufstellwände erinnern daran, dass er da war. Jetzt ist er weitergezogen ins Hasenbergl. Nicht weit weg eigentlich, aber eben weg. Gerade wurde die Wiese gesäubert. Dann hat sie ein paar Wochen vor sich, in denen sich das Gras neu sortieren und vielleicht wieder ein bisschen aufrichten kann. Denn danach soll es erneut unter Bodenplatten verschwinden. Der Winterzauberwald soll, wie sonst vor Corona auch, auf dem Platz für Weihnachtsstimmung sorgen. Adieu Kamel, willkommen Glitzer-Engel!