Mitten in Allach:Tückischer Angriff

Lesezeit: 1 min

Selbst am Stadtrand ist man nicht mehr sicher vor Attacken - und wenn sie aus der Küche des Sitzungssaals kommen

Von Anita Naujokat

I n so einem Reporterleben erlebt man ja einiges. Kollegen klagten unlängst lautstark über Frostbeulen an Fingern und Zehen, die sie sich in eiskalten und zugigen Sitzungs- und Versammlungssälen geholt haben wollen. Oder neulich beim Italiener. Kaum hatte man sich niedergelassen, lärmte die Feuerwehr daher und hielt mit einem Großaufgebot direkt vor der Tür. Im Haus daneben brannte es. Und unlängst gefiel es einem Café-Besucher, direkt neben einem mit einem Barhocker die Schaufensterscheibe einschlagen zu wollen. Das war allerdings nicht in München.

In Allach wähnte man sich bislang äußerst sicher. Kein Mensch weit und breit beim nächtlichen Gang vom Vereinsheim zum S-Bahnhof, und Wurfgeschosse stehen an der Ludwigsfelder- und der Georg-Reismüller-Straße eh nicht herum. Doch spätestens seit Montagabend weiß man: In sich haben es die Sitzungen des Bezirksausschusses. Mitten in der schönsten Debatte, es muss so zwischen der Vorstellung der neuen Pumptrack-Anlage und dem Tagesordnungspunkt Busanbindung Waldkolonie gewesen sein, ein tückischer Angriff aus dem Hinterhalt: Wie aus dem Nichts wabert grauer Qualm aus der Durchreiche der Küche und breitet sich schnell im Saal des Vereinsheims aus. Die Pressevertreter traf es als erste, steht ihr Tisch doch fast direkt davor.

Böse Zungen mögen ja jetzt wieder behaupten, dass die Allacher und Untermenzinger wirklich mit allen Mitteln arbeiteten, um mal wieder etwas zu vernebeln. Oder endlich die meckernden und aufmüpfigen Bürger aus dem Saal herauszubekommen. Die zeigten sich jedoch relativ unbeeindruckt und resistent gegen alle unsauberen Tricks und blieben schön hocken. "Wird hier eigentlich mit Gas gekocht?", wollte nur irgendwer wissen. Fenster und Türen wurden aufgerissen, die Sitzung war minutenlang unterbrochen.

Unsereiner vermutet ja viel eher ein Malheur in der sonst so zuverlässigen Küche. Da reicht es schon, die Wiener samt Folie auf die heiße Herdplatte gelegt oder die Brezen im Ofen vergessen zu haben. Danach war zwar der Dampf abgezogen, aber es lag immer noch ein wenig Gift in der Atmosphäre. Und eine knackige Kühle - nahe an Frostbeulen. Die holt man sich voraussichtlich dann im Dezember.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: