Mitten in Allach:Das Gesetz der Straße

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Wer auf der Eversbuschstraße umweltfreundlich mit dem Rad unterwegs ist, wird von hupenden Autofahrern gnadenlos in die Illegalität gedrängt - auf den Gehsteig

Von Anita Naujokat

Der öffentliche Verkehrsraum ist ja bekanntlich für alle da. Ausnahmen scheint es da lediglich auf den stark frequentierten Straßen in einem der nordwestlichen Zipfel am Rand der Großstadt München zu geben. Es vergeht kaum eine Fahrt auf der Eversbuschstraße oder der Ludwigsfelder Straße, bei der man als Radler nicht von hinten angehupt wird, um gefälligst auf den Bürgersteig auszuweichen. Nun ist der Gehweg an der Eversbuschstraße recht schmal und nur Fußgängern vorbehalten, an der Ludwigsfelder Straße fehlt er bis auf einen kurzen Teil ganz.

Doch was tun an der Spitze einer Kolonne wütender Autofahrer, die ungeduldig auf eine der wenigen Lücken im Gegenverkehr warten, um endlich an einem vorbeizukommen? Soll man durchhalten, den Stinkefinger zeigen oder sich doch zähneknirschend abdrängen lassen? Doch auch bei geringem Verkehrsaufkommen ist man als Radler stets im Weg. Wie dem Sportwagenfahrer neulich auf der Eversbuschstraße, der mit einem Hupkonzert derart aggressiv vorbeiraste, dass es einen schier aus dem Sattel geworfen hat - von Gegenverkehr in diesem Moment keine Spur. Stärkere Nerven hätte man sich auch von dem professionellen Schülerbeförderer erwartet, der sich den Radler auf der Ludwigsfelder Straße lauthals vom Hals schaffen will.

Und was raten nun die Experten? Ganz normal weiterfahren. Dazu ist der Radler berechtigt, wenn es wie auf diesen beiden Straßen keine benutzungspflichtigen Radwege gibt, sagen Polizei und Kreisverwaltungsreferat. Das müssten Autofahrer eigentlich wissen: Defensives Fahren und Rücksichtnahme vor allem gegen Schwächere ist Grundsatz im Straßenverkehr. Den Gehweg zu nehmen, sei jedenfalls nicht rechtskonform. Auf illegalem Gebiet bewegt sich aber auch der Autofahrer, wenn er dicht auffährt und einen bedrängt. Das führt dann ganz schnell in Richtung Nötigung.

Doch Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung hin oder her: Als Radler in der Eversbuschstraße ist der Gehweg oft das kleinere Übel. Hoffnung besteht dagegen noch in der Ludwigsfelder Straße - falls der seit Jahren immer wieder verschobene Ausbau doch mal kommt.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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