Mitten im Westpark:Grillen in der Schotterwüste

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Was tun, wenn es in der Stadt immer enger wird und das Grillen im Grünen ein Problem? Dann sollte man es entweder mit Karl Valentin halten und die Wochentage bestimmten Nutzergruppen zuordnen - oder aber eine riesige Dunstabzugshaube bauen

Von Berthold Neff

Ohne Ordnung geht gar nichts, vor allem dann, wenn es richtig eng wird. Das wusste schon Karl Valentin, dessen Vorschläge für eine rigide Trennung der verschiedenen Interessengruppen gerade jetzt, da München aus allen Nähten platzt, höchst bedenkenswert erscheinen. Er wollte den Montag für die Radfahrer reservieren, den Dienstag für Automobile, den Mittwoch für Droschken, den Donnerstag für Lkw, den Freitag für die Trambahnen und den Samstag für die Bierfuhrwerke. An Sonn- und Feiertagen dürften sich dann die Fußgänger auf die Straße wagen.

Für den Westpark, der vor allem im Sommer dermaßen überlaufen ist, dass man unter Umständen schwimmend im See schneller vorankäme, wäre dies ein höchst attraktives Modell. Es auf die Hundertschaften der Griller anzuwenden, die sich an sonnigen Tagen über diese Landschaft ergießen und sie mit stinkendem Rauch überziehen, birgt jedoch gewisse Risiken. Der gemeine Griller kommt nämlich meist mit dem Auto und geht dann den Rest des Weges bis zu seiner angestammten Feuerstelle zu Fuß, einige bedienen sich auch leistungsfähiger Transporträder. Es ist also schlicht unmöglich, das Recht auf Vernebelung der Umwelt über die Art des Transportmittels zu reglementieren.

Einfacher wäre es, die Griller zu zwingen, sich künftig nur noch an einer einzigen Stelle im Westpark zu treffen, um ihr Fleisch zu verkohlen. Die triste Schotterwüste am Ufer des Mollsees, in der einst das Seecafé stand, bietet sich dafür geradezu an. Das kompakte Grillen böte auch die Chance, den aufsteigenden Rauch in gewaltigen Dunstabzugshauben zu bündeln, deren Form die Ingenieure natürlich den organisch-geschwungenen Linien der Parklandschaft anzupassen hätten. Der Grillrauch mit all seinen kanzerogenen Komponenten könnte so gefahrlos entsorgt werden. Unter der Woche säßen die Griller zwar auf dem Trockenen, aber am Samstag gäbe es Nachschub - weil der bekanntlich der Tag der Bierfuhrwerke ist.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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