Mitten im Olympiadorf:Konzertgenuss nach dem Stau

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Eigentlich gibt es doch endlich mal Platz am Straßenrand

Von Ulrike Steinbacher

Die Pfingstferien sind in die zweite Woche gegangen, und jetzt sind wirklich fast alle weg. Parken Italien zu oder Salzburg oder Landau in der Pfalz. An der Leopoldstraße jedenfalls, auf der Schwanthalerhöhe, im Glockenbachviertel, überall, wo man sonst graue Haare kriegt, wenn man sein Auto abstellen will, gibt's in dieser Woche Platz am Straßenrand. Im Olympiadorf allerdings kann man das nicht behaupten. Da mögen zwar die angestammten Laternenparker vorübergehend entschwunden sein, aber dafür fallen jetzt zweimal die Woche spätnachmittags Autoschwärme von anderswo ein - an diesem Dienstag ist es wieder so weit.

Immer wenn im Olympiastadion ein Konzert stattfindet, bricht der Verkehr im Norden zusammen, das ist Gesetz. Und all die Rock-Fans aus Donauwörth und Düsseldorf, denen keiner gesagt hat, dass man nicht mit dem Auto nach München fährt, die suchen dann einen Parkplatz in Stadionnähe. Sobald die Harfe mit ihren knapp 4000 Plätzen voll ist und die Polizei die Zufahrt sperrt, sobald am Eisstadion, bei der BMW-Welt und an der U-Bahn nichts mehr zu finden ist, kurven diese Konzertbesucher in spe so verzweifelt wie vergeblich durchs Olympiadorf.

Wer dort wohnt, kann die Konzert-Serie nebenan mit einer kleinen Chronologie der Verzweiflung begleiten: Coldplay vergangenen Dienstag bescherte uns eine eineinhalbstündige Heimfahrt von der Arbeit, wo wir sonst in den Ferien 20 Minuten brauchen. Depeche Mode am Freitag ließ uns befürchten, wir würden ein fremdes Auto in unserer Garage vorfinden, falls es uns jemals gelänge, vom Mittleren Ring in die Lerchenauer Straße abzubiegen. Und was die Fans von Guns n' Roses so anstellen, werden wir an diesem Dienstagabend sehen.

Andererseits sind wir Dörfler auch privilegiert: Wer's mal nach Hause geschafft hat und gemütlich auf dem Balkon in der Abendsonne sitzt, dem trägt der Westwind das Rockkonzert an die Ohren. Einfach so, in ganz vernünftiger Lautstärke und völlig kostenlos.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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