Oh Susanna now don't you cry for me", heißt es in einem berühmten amerikanischen Song. Und hieße die Frau, die da nicht weinen soll, auch noch Susanne, dann wäre es genau das passende Lied für eine rankende Zierblume mit orangegelben Blüten - die schwarzäugige Susanne. Diese blüht wunderbar, lang und üppig. Aber sie ist durstig. Sehr durstig. Und deshalb - um auf das Lied zurückzukommen - muss man manchmal sehr wohl weinen, wenn Susanne so durstig ist, dass sie es Menschen schwer macht an diesen sommerheißen Tagen, ihre Grundgelüste zu befriedigen: Wasser, Wasser, Wasser.
Zum großen Unglück stehen gleich zwei dieser rankenden Säufer auf der Terrasse einer sehr guten Freundin im Olympiadorf, die gerne verreist. Und ehrlich: Wäre sie einem nicht so nah, dann könnten einem diese Susannen so etwas von dermaßen . . . Denn die Lebenserhaltungsmaßnahme für zwei Susannen erweist sich als Wettlauf mit der Zeit. Und als große Taktiererei. Wann steht die Sonne auf der Terrasse so, dass die orangefarbenen Blüten gegrillt werden? Wann muss man gießen, um die Feuchtigkeit am besten und am längsten in den viel zu kleinen Blumenkästen zu halten? Macht man die Markise auf und ignoriert die Gefahr eines Gewitters?
Manchmal schafft man es nicht. Die Blätter hängen staubtrocken herab. Nichts blüht und von wegen üppig. Dann weint man und singt leise: "Oh, Susanna, now I must cry for you." Aber manchmal geschehen auch Wunder. Mit Hilfe eines gut geplanten Gießtrupps. Man gießt das welke Gemüse und es blüht wieder. Denn das muss man den Susannen lassen, sie sind keine Zicken und echt überlebenswillig. Durchatmen, Glück gehabt! Nein, sie ist wirklich eine gute Freundin. Und so werden auch im nächsten Jahr die Susannen ausgerechnet dann zu gießen sein, wenn auf den Straßen der Asphalt schmilzt.