Meine Woche:Mit "Hinterher" ganz vorn dabei

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Peter Hornung hat spezielle Fahrradanhänger erfunden. (Foto: Robert Haas)

Peter Hornung hat spezielle Fahrradanhänger erfunden

Von Jürgen Wolfram

Manchmal hat es sein Gutes, wenn Menschen sich ärgern. Weil sie dann erfinderisch werden. So wie vor drei Jahren Peter Hornung. Den Münchner verdross, dass er bei der Suche nach Anhängern für sein Fahrrad auf nichts als reparaturanfällige, mäßig belastbare Modelle in altbackenem Design stieß. Kurzerhand begann der gelernte Architekt und Schreiner, selber flexible Transportlösungen zu entwickeln. Um seinen Ideen Schubkraft zu verleihen, sattelte er wenig später sogar zum Firmengründer um. Rasche Erfolge, wie der Gewinn des Münchner Umweltpreises und des Bundespreises Ecodesign 2015 beflügelten seinen Willen, bei der sich abzeichnenden Renaissance des Fahrrads als Verkehrs- und Lastentransportmittel ganz vorne mitzufahren. Der Name seines Drei-Mann-Unternehmens - "Hinterher" - ist insofern nicht frei von Ironie. Tatsächlich hält es aber stramm Kurs: Nach 800 verkauften Fahrradanhängern im Vorjahr sollen es heuer mindestens 1000 sein. "Das ist in unserer Nische eine ganz schöne Ansage", findet Hornung. Die Gewinnzone sei bereit erreicht.

Seit Wochen kennen Hornungs Denken und Handeln nur eine Richtung: Friedrichshafen am Bodensee. Dort findet vom 31. August bis 4. September die Eurobike 2016 statt, eine der größten Fahrradmessen weltweit. "Da müssen wir als Newcomer zwingend präsent sein", weiß Hornung. Vorbereitend sind eine Menge Stellschrauben zu justieren. Das reicht vom Druck aktueller Werbeflyer und Preislisten bis zur Fertigung einer gigantischen Holzwand, an der alle Spielarten des Modulbau-Hängers vorgeführt werden.

Dass die Geschäfte nach der Messe auf Touren kommen, davon geht der Vater dreier Kinder zuversichtlich aus. Tatsächlich lassen sich die Alugefährte in ihren verschiedenen Wannen- und Rädergrößen für viele Zwecke einsetzen. Werkzeugboxen, Gulaschkanonen, Paddelboote und Musikinstrumente kann man damit ebenso ans Ziel befördern wie Brennholzscheite oder Bierkästen. "Da geht mehr rein als in manchen Pkw", preist der Erfinder sein Produkt. Flexibler als klassische Lastenräder seien Gespanne mit Hängern ohnehin. Ungewöhnlich für die Branche: Alle Komponenten für "Hinterher" werden in Deutschland gefertigt und nicht in Fernost. Nur die Räder stammen aus Italien.

Montiert werden die Anhänger auf Wunsch gleich am Sitz der Firma. Sie ist in einer ehemaligen Fabrikhalle an der Hans-Preißinger-Straße untergebracht, wo reichlich Platz ist für die geplante Expansion. An die glaubt Peter Hornung felsenfest. Spätestens seit ein Industriedesigner ihm unlängst gestand, auf die Entwicklung eines Fahrradanhängers selber verzichtet zu haben, weil er sich ein besseres Konzept als dasjenige von "Hinterher" nicht vorstellen könne.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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