Meine Woche:Kreativität anregen

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Kulturpädagoge Gerd Grüneisl lässt Kinder das machen, was sie wollen. (Foto: Florian Peljak)

Kulturpädagoge Gerd Grüneisl organisiert "Kunst & Krempel"

Von Margarethe Gallersdörfer, Olympiapark

Gerd Grüneisl (Foto: Florian Peljak) hat die Schule verlassen, das ist Jahrzehnte her. Er hat es nicht getan, weil die Kids ihn genervt haben, sondern - man muss es so sagen - das System. Er habe, sagt Grüneisl, schnell gemerkt, dass seine Schüler außerhalb der Schule wie ausgewechselt seien, sagt Grüneisl. "Vormittags sind sie Schüler, nachmittags sind sie Kinder", sagt der 71-Jährige: Kinder, außerhalb des Unterrichts, trotzdem begierig, etwas zu lernen. Deshalb verließ Grüneisl, ausgebildet an der Akademie der Bildenden Künste, das Gymnasium und wurde freier Kulturpädagoge. Seither genießt er es, Kinder das machen zu lassen, was sie wollen - diese Woche bei "Kunst & Krempel", einer Ferienakademie für Kinder und Jugendliche von acht bis 15 Jahren. Schon zum 17. Mal findet sie dieses Jahr statt, alle zwei Jahre, im Wechsel im Grüneisls anderem Sommerprojekt, "Mini-München", eine Stadt, allein aufgebaut und verwaltet von Kindern und Jugendlichen.

Bei "Kunst & Krempel" können die Teilnehmer Kunst machen - kostenlos, spontan, in 22 Werkstätten und Ateliers, mehr inspiriert als angeleitet von 25 Künstlerinnen und Künstlern. Einer von ihnen ist Grüneisl, selbst Maler und Bildhauer. Er ist dieses Jahr im "Farbenraum", ein mit Wänden ausgekleidetes Zelt, das von den Teilnehmern der Akademie bemalt werden darf. Am Ende entsteht ein Gesamtkunstwerk - aber wie und was darauf zu sehen sein wird, entscheiden die Kinder. "Ich finde es immer toll, da zuzuschauen", erzählt Gerd Grüneisl. Er schwärmt von dem Prozess, den die Kinder und Jugendlichen durchlaufen, bevor sie anfangen zu malen; wie sie ins Zelt kommen, sich alles ganz genau anschauen, sich vielleicht erst mal an einer Einzelstaffelei oder an einem Bild aus Farbplättchen versuchen, weil Malen ihnen angeblich keinen Spaß macht; und wie sie dann doch plötzlich stundenlang an einer der Wände sitzen.

Das alles findet Grüneisl faszinierend. Aber auch sonst ist er gerne auf dem Gelände am Bootsverleih unterwegs - es gibt schließlich noch mehr als den Farbenraum. "Das Spannende ist, dass wir vorher nie wissen, was aus den Materialien wird, die wir gesammelt haben", sagt er. Dieses Jahr ist es unter anderem eine auf dem Olympiasee schwimmende Behausung, die bereits am vergangenen Freitag vom Stapel gelaufen ist. Das fertige Gesamtkunstwerk "Kunst & Krempel" wird Grüneisl jedoch erst am Sonntag, 30. August, gemeinsam mit den Eltern bestaunen können. Die große Finissage beginnt um 16.30 Uhr.

© SZ vom 24.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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