Meine Woche:In der Weite der Rhodopen

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Yanitsa Kaplan. (Foto: privat)

Yanitsa Kaplan kämpft für die Zukunft eines bulgarischen Dorfes

Von Stephanie Probst

Yanitsa Kaplan (Foto: privat) hat zurzeit lange Nächte. Jeden Abend sitzt sie an ihrem Schreibtisch, manchmal ist sie so vertieft in ihre Arbeit, dass sie die Nacht durchschreibt und ohne Schlaf zur Arbeit geht. Alles nur, um ihren Vortrag für die Deutsch-Bulgarische Vereinigung in Bayern pünktlich fertig zu bekommen. Sie wird über das Dorf Huhla in Bulgarien sprechen. Dort lebten bereits ihre Großeltern, ihr Vater ist dort geboren. "Das Dorf und die Natur drumherum sind atemberaubend", schwärmt Kaplan.

Das kleine Dorf ist nur einen Steinwurf von Griechenland entfernt, es liegt abgeschieden im Rhodopengebirge, weit weg von den großen Städten. Doch das ist auch das große Problem: Gerade einmal 21 alte Menschen leben noch dort. Die Jungen haben das Dorf verlassen. Sie sind dorthin gezogen, wo es Jobs gibt. In Huhla gibt es kein fließend Wasser und auch keine Kanalisation. Um in den nächsten Laden oder zum Arzt zu kommen, müssen die Bewohner lange Wege zurücklegen. Der Großteil von ihnen ist bereits mehr als 70 Jahre alt.

Die Geschichte des Dorfes hatte Kaplan zum ersten Mal in Ravensburg, ihrer Heimatstadt, erzählt. Bei einem Informationsabend über Bulgarien berichtete die 42-Jährige von ihrer Hilfsaktion, die sie 2013 in Huhla startete. Ihre eindrückliche Schilderung überzeugte Andreas Keiser, langjähriger Präsident und heutiger Schatzmeister der Deutsch-Bulgarischen Vereinigung in Bayern. Dieser lud sie zum Vortrag nach München. Am Donnerstag, 21. Januar, im Internationalen Begegnungszentrum an der Amalienstraße 38 wird Kaplan in Wort und Bild einem größeren Publikum die Geschichte Huhlas näherbringen. Sechsmal im Jahr organisiert der Verein mit 110 Mitgliedern solche Veranstaltungen, um zur Völkerverständigung beizutragen und die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Bulgarien zu fördern. Die Deutsch-Bulgarische Vereinigung in Bayern mit Sitz in München setzt sich außerdem seit 1993 für behinderte Kinder in Bulgarien ein, sammelt Spenden und hilft an Ort und Stelle. Bulgarien ist das ärmste Land der EU. Viele Menschen leben am Existenzminimum. Die Landflucht ist seit vielen Jahren ein Problem, das in Bulgarien bereits die Kleinstädte betrifft. Mehr als 300 Dörfer sind bereits verwaist.

Kaplan glaubt trotzdem an eine Zukunft für Huhla: "Es darf keine Stätte voller alter Steine werden", sagt sie. Warum sie fest an eine Zukunft für Huhla glaubt, erläutert sie am Donnerstag um 18.30 Uhr bei ihrem Vortrag "Huhla, ein (fast) vergessenes Dorf in den Südostrhodopen".

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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