Meine Woche:Großbaustelle im kleinen Palast

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Tanzschulleiter Peter Gander rüstet seine Räume für die Silvesterfeier. (Foto: Robert Haas)

Tanzschulleiter Peter Gander rüstet seine Räume für die Silvesterfeier

Von Claudia Wessel

Normalerweise glitzern die Kronleuchter, glänzen die Spiegel, das Tanzparkett liegt makellos da. Tanzlehrerin und DJ Katja Zukunft steht hinter der Musik-Kanzel in der Ecke, ihre blonden Haare leuchten, Chef Peter Gander (Foto: Robert Haas) werkelt an der Bar. Durch den Raum schweben oder staksen Paare, je nach Fähigkeiten, und das Petit Palais in der Schwanthalerstraße heißt nicht nur so, es ist wirklich ein kleiner Palast. Eine Tanzschule, die den Charme des Deutschen Theaters über die Straße gerettet hat.

Denn Leiter Peter Gander, 67, war 15 Jahre lang Barkeeper in der Tanzschule im Deutschen Theater, die dort bis zum Umbau residierte und über wunderschöne Säle verfügte. Ein Ambiente, das viele Tänzer nicht missen wollten, weshalb sie, als der Umbau und der Auszug der Tanzschule bekannt wurden, zu Peter sagten: "Wenn du eine Tanzschule eröffnest, kommen wir zu dir." Die Idee gefiel dem Barkeeper, obwohl er selbst nie getanzt hatte. Mit Hilfe seines Partners Wolfram Tochtermann machte er sich im Alter von 60 Jahren erstmals selbständig. Und das mit Erfolg. Seit sieben Jahren lieben seine Tänzer die gemütliche und feierliche Atmosphäre.

Nur vier Tage im Jahr geht es im Petit Palais absolut nicht feierlich zu, und das sind die Tage bis Silvester. Denn da verwandelt sich der feine Saal traditionell in eine Baustelle. Tanzlehrerin Katja, Chef Peter (der übrigens mittlerweile tanzen kann und Katja in den Kursen als Vortänzer assistiert), seine Frau Cornelia Opitz und sein Sohn Stephan sind "Tag und Nacht" im Blaumann zugange. Denn sie bauen die Kulissen für die Silvesterfeier auf, die Peter Gander alljährlich unter ein Motto stellt. In diesem Jahr gibt es eine "italienische Nacht". Dazu werden die fleißigen Handwerker das Kolosseum von Rom, den schiefen Turm von Pisa und die Rialto-Brücke aufbauen. Aus Pappmaché, Styropor oder Stein, je nachdem. Das Material schafft Gander schon vor Weihnachten in die Hinterzimmer der Tanzschule.

In diesen Tagen vor Silvester ist Gander "unter Druck", gibt er zu. Denn meist ist erst kurz vor Party-Start alles fertig. Ausruhen ist nicht drin für die Bauarbeiter, sie müssen sich sofort umziehen und feiern. Cornelia Opitz, von Beruf Opernsängerin, wird an dem Abend sogar singen. Trotzdem, Durchhalten bis zum Schluss sei kein Problem, versichert Gander. "Der Kapitän geht als Letzter von Bord."

© SZ vom 28.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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