Meine Woche:Galanter Musikant

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Werner Krötz spielt beim Tanztee, der Mutter eines Freundes zuliebe. (Foto: Natalie Neomi Isser)

Werner Krötz spielt beim Tanztee, der Mutter eines Freundes zuliebe

Von Renate Winkler-Schlang

Diese Woche ist wieder einmal die Tanztee-Woche für Werner Krötz (). Die beliebte Nachmittagsveranstaltung, die an jedem zweiten Mittwoch eines Monats die Tanzbegeisterten ins Truderinger Kulturzentrum an der Wasserburger Landstraße 32 lockt, geht ins elfte Jahr. Krötz, der freundliche, ruhige Musiker am Keyboard, hat sie mit begründet - einer alten Dame zuliebe, die er gut kannte: Gertrud Memmel, die Mutter seines Freundes Hermann. Mit Hermann Memmel, später Stadtrat und Landtagsabgeordneter, hatte Krötz einst bei der SZ eine Lehre als Buchbinder begonnen. Die Freundschaft hält, seit Jahrzehnten. Als 2005 das Kulturzentrum eröffnet wurde, erklärte Gertrud Memmel, sie wolle nicht länger für einen Walzer bis ins Hasenbergl, Trudering brauche auch einen Tanztee. Krötz solle spielen. "Für Dich immer", hat er galant geantwortet. Und seitdem spielt er. Immer. Er hält sein Versprechen, obwohl die Initiatorin vor zwei Jahren verstorben ist. Er tut es gern. Denn der Tanztee, der boomt.

Üben muss er die Stücke nicht mehr, Krötz ist von klein auf ein leidenschaftlicher Musiker. Erst Akkordeon, dann Trompete, vom ersten Lehrlingsgeld ein Schlagzeug. Seit er 16 war, spielte er immer in mindestens einer Band, erzählt er. Auch hierbei erwies er sich als ein treuer, verlässlicher Mensch: Einer Gruppe, die sogar mit Hugo Strasser reiste und bei den Bällen im Haus der Kunst aufspielte, gehörte er 20 Jahre lang an, als einziger Amateur unter lauter Profis, als einziger, der noch einen anderen Beruf ausübte. Doch gleich nach dem Ende seines Arbeitslebens gründete er zwei neue Bands, zu den Dixie Drivers gehört er immer noch.

Auch ohne die Notwendigkeit zum Üben, erfordert der Tanztee Zeit fürs Vorbereiten: "Ich will ja nicht immer dieselben Stücke spielen." Also setzt er sich Anfang der Woche hin und macht sein abwechslungsreiches Programm mit allen Rhythmen, das am 11. November gut für die Stunden von 14.30 bis 17.30 Uhr ausreicht. Am Tanztee-Tag lädt der ehrenamtliche Tanztee-Meister sein Instrument und die Anlage ein, baut selber auf und wieder ab. Im vergangenen Monat hat ihm der Trägervereinsvorsitzende Ingo Mittermaier dafür die goldene Vereins-Ehrennadel überreicht. Vor zehn Jahren waren es nur wenige, die sich dort im Dreivierteltakt wiegten oder Rock 'n' Roll übten, jetzt sind es manchmal 90 Tänzer, einige sehr versiert, alle sehr begeistert. Er selbst, sagt Krötz, kann da nur staunen. Er könne zwar Musik machen. Tanzen aber könne er nicht.

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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