Meine Woche:Feste rühren für den Zaubertrank

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Metzger Herbert Forche bereitet sich auf das Tollwood-Festival vor. (Foto: oh)

Metzger Herbert Forche bereitet sich auf das Tollwood-Festival vor

Von Birgit Lotze

Eine große Metzgerei in Markt Indersdorf, fünf Geschäfte im Kreis Dachau und in Fürstenfeldbruck - Metzger Herbert Forche ist keinesfalls unterbeschäftigt. Momentan brummt es in seiner Metzgerei und ihren Produktionsstätten, fast alle Mitarbeiter stehen ein, zwei Stunden früher auf. Der 31-Jährige wird in dieser Woche auf dem Tollwood-Freigelände zwei Stände hochziehen: die "Schlesische Bratwurst" und die "Druidenbar" - beides Hingucker mit Feuer und Rauch. Derzeit stülpen zwei Helfer in den Nebenräumen der Metzgerei breite Lederriemen über die Zeltflaschen für den Zaubertrank - die Kunden sollen sich nicht verbrennen. 3000 Feldflaschen werden vorbereitet, damit komme man durch die erste Woche, sagt Forche. Zwei weitere Mitarbeiter kochen in riesigen Kesseln Früchte aus, rühren sie mit Ingwer und Zimt zum Zaubertrank an. Das Rezept ist natürlich streng geheim. Das Endprodukt wird am Dienstag in Zehn-Liter-Kanistern auf Anhänger für den Transport aufs Tollwood verladen.

Am Mittwoch beginnt Tollwood - bis dahin stellen sich Forche viele Personal- und logistische Fragen: Wer kann wo einspringen, sind die bedruckten Servietten angekommen, alle Bestellungen richtig eingetütet? Nur nichts vergessen. Forche und seine Metzger stehen in diesen Tagen schon um drei Uhr an der Schlachtbank. Für den Verkauf an der "Schlesischen Bratwurst" müssen je Tollwood-Woche ein bis zwei biozertifizierte Rinder dran glauben. Und sie müssen so verarbeitet werden, dass sie als 80-Gramm-Bio-Würstchen vakuumverpackt verladen werden können.

Bei all dem Gewusel und Gequirle kann man nur hoffen, dass nicht irgendwann doch etwas im falschen Kessel landet. Doch der Chef ist abgebrüht und multi-tasking-erfahren: Herbert Forche ist nicht nur Metzger mit einem biozertifiziertem Betrieb. Er organisiert seit zehn Jahren den "Skistand", die Bar im ehemaligen Indersdorfer Schützenheim. Er ist auch Betriebswirt, verbrachte nach dem Studium ein halbes Jahr in einer Fleischfabrik in Australien, wo er Kängurus zu Wurst und Steaks verarbeitete. Einen Winter lang bereitete er im Schweizer Wintersportort St. Moritz in einer Metzgerei Fleischstücke für gehobene Hotels vor, nutzte die Mittagspausen für eine weitere Leidenschaft - zum Snowboarden und Skifahren.

Dafür wird er wieder Zeit finden, aber erst nach Weihnachten, wenn Tollwood vorbei ist. Vorerst wird an vielen Kesseln gerödelt. Ist endlich Mittwoch, sind die erste Wurst und der erste Zaubertrank über die Theken gewandert, falle alle Spannung ab, sagt Forche. Tollwood kann kommen.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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