Meine Woche:Ein Mann für alle Fälle

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Raoul Rossmy, Pastoralreferent im Pfarrverband Sankt Katharina und 14 Nothelfer. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Als Pastoralreferent hat Raoul Rossmy oft fünf Berufe in einem. Auch die Wochenenden sind oft ausgefüllt, so dass er sich montags "mit letzter Kraft in die Schule schleppt", wie er sagt. Dort unterrichtet er dann Religion

Von Johannes Korsche

Es gibt Tage, an denen kommt Raoul Rossmy am Abend nach Hause und denkt sich, dass er heute fünf Berufe ausgeübt hat. Rossmy ist derzeit am Beginn seiner dreijährigen Berufseinführungsphase als Pastoralreferent im Pfarrverband Sankt Katharina und 14 Nothelfer. Er ist an einem Tag schon mal Seelsorger, Ansprechpartner für die Ministranten in der Gemeinde, Schullehrer der katholischen Religionslehre und gerade im Sommer "auch sehr viel Reiseveranstalter für die anstehenden Zeltlager".

Rossmy ist, was man in der katholischen Kirche einen "Laien" nennt. Doch mit Laie im herkömmlichen Wortsinn hat das wenig zu tun. Wer Pastoralreferent ist, hat eine zehnjährige Ausbildung hinter sich. Davon fünf Jahre für das Theologie-Studium, das auch Priester besuchen. Darauf folgt ein zweijähriger Pastoralkurs, der wesentlich praxisorientierter als das "bisschen trockene Theologie-Studium" ist. Schon neben dem Studium hat sich Rossmy außerdem im Ausbildungszentrum für Pastoralreferenten mit Praktika auf sein späteres Berufsleben vorbereitet. Auch Frauen dürfen diesen Beruf in der katholischen Kirche ausüben. Wohl deswegen, weil Pastoralreferenten keine Sakramente spenden dürfen. Für Rossmy war aber letztlich etwas anderes der entscheidende Grund: Als Pastoralreferent muss er nicht im Zölibat leben. "Es war eine Entscheidung für eine eigene Familie, nicht gegen das Priesteramt."

Etwa 25 Angestellte kümmern sich um die gut 7000 Katholiken, die im Pfarrverband Sankt Katharina und 14 Nothelfer im Münchner Norden wohnen. Besonders stehen bei der wöchentlichen Teamsitzung am Mittwoch die Feste und Jugendfreizeiten im Vordergrund, die Rossmy begleitet. Dabei will er aber vor allem die 16- bis 19-jährigen Ehrenamtlichen dazu befähigen, das Lager selbst zu gestalten. Er selbst halte sich absichtlich im Hintergrund. Lieber telefoniert er mit Busunternehmen, dem Zeltplatz-Betreiber und den Eltern, welche die Teilnahmegebühr noch nicht überwiesen haben. "Da ist man dann mehr ein Reiseveranstalter", sagt Rossmy schmunzelnd.

Als Pastoralreferent gehören auch traurige Momente zu seiner Arbeit, vor denen er anfangs "schon Angst gehabt" hat. "Donnerstags ist in der Regel eine Beerdigung." Rossmy spricht mit den Angehörigen, leitet die Aussegnung und die Beerdigung. Inzwischen findet er diese Aufgabe "sehr erfüllend". Wohl auch, weil sein Wochenende ja dann wieder voller Leben ist. Auf den Zeltlagern muss er allerdings schon mal mit wenig Schlaf auskommen und sich dann montags "mit letzter Kraft in die Schule schleppen" - um Religion zu unterrichten.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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