Meine Woche:Die Macht der Masse

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Andreas Schuster ist Sozialpädagoge und leitet bei der Umweltorganisation Green City den Bereich Nachhaltige Mobilität. Er ist einer der führenden Köpfe des Bürgerbegehrens. (Foto: privat)

Andreas Schuster setzt sich für die Sicherheit der Radler ein

Von Charlotte Schulze

Eineinhalb Stunden früher als sonst muss Andreas Schuster von Green City in dieser Woche aus den Federn. Er ist mit mindestens 16 Frauen, Männern und genauso vielen Fahrrädern verabredet. Gemeinsam mit ihnen wird er bis Freitag zur Arbeit fahren - auf der Straße, nicht auf dem Radweg. 16 Radler müssen sie laut Straßenverkehrsordnung mindestens sein, damit sie als Verkehrsteilnehmer gelten und sich wie ein Fahrzeug auf den Straßen bewegen dürfen. Mitunter bilden sie dann ein Fahrzeug, das so lang ist wie zwei Lkw.

Schuster ist Mobilitätsexperte bei Green City. Er und seine Kollegen wollen mit der Aktion "Sicher zum Arbeitsplatz" auf die zu engen Radwege aufmerksam machen, wo es oft richtig gefährlich wird. Seit dem 11. Juni radeln regelmäßig bis zu 40 Fahrradfahrer über die Lindwurmstraße gemeinsam zum Sendlinger Tor. Dort trennen sich dann die Wege. "Es ist ein bisschen so, als würde ich im Bus sitzen und mich unterhalten, nur das ich eben mit trete," berichtet der 39-Jährige.

In den vergangenen Wochen hat Schuster beobachtet, dass von Montag bis Mittwoch mehr Autos unterwegs sind und mit dem Verkehr auch die Anspannung der Menschen zunimmt. Ab Donnerstag entspannt sich die Lage dann wieder. "Mal schauen, wie das diese Woche ist. Es ist total interessant, die Wochentage miteinander vergleichen zu können. Wir sind ja immer zur gleichen Uhrzeit unterwegs."

Auch in dieser Woche trifft er sich wieder um 8.30 Uhr mit anderen Berufspendlern vor dem Stemmerhof an der Plinganserstraße. Um kurz vor 9 Uhr ist er dann bei Green City. "Normalerweise bin ich eigentlich erst gegen 10 Uhr am Arbeitsplatz." Früher zu kommen bedeutet in der Regel aber auch, früher gehen zu können. "Ich habe mehr vom Tag," sagt Schuster.

Am Donnerstag wechselt er nach der als "Radshuttle" bezeichneten Aktion ausnahmsweise nicht vom Fahrradsattel auf den Bürostuhl. Gemeinsam mit seinem Team macht er einen Ausflug. "Nach dem Shuttle kaufen wir uns eine Brotzeit und radeln dann zusammen in den Englischen Garten und später vielleicht noch weiter zum Tollwood." Das "Zusammen radeln" ist wörtlich zu verstehen. Das vierköpfige Team fährt nämlich nicht getrennt auf vier, sondern auf nur einem Fahrrad, einem sogenannten Quadrobike. Wie im echten Leben muss jeder treten, aber nur einer kann lenken. "Das ist vermutlich auch gut so", sagt Schuster und schmunzelt. "Ich werde mich als Teamleiter aber da wohl ausnahmsweise mal raushalten."

© SZ vom 13.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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