Meine Woche:Beten, feiern und dann fasten

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Pfarrer Martin Joseph läuft beim Umzug mit, natürlich verkleidet. (Foto: privat)

Pfarrer Martin Joseph läuft beim Umzug mit, natürlich verkleidet

Von Anita Naujokat

Der Faschingszug in Allach ist für Pfarrer Martin Joseph jedes Mal ein traditionelles Ärgernis. Nicht der Zug an sich, den er sehr schätzt, sondern die Umstände: Auch heuer muss der Pfarrverband Allach-Untermenzing als Veranstalter der Münchner Verkehrsgesellschaft wieder an die 800 Euro zahlen. Allein dafür, dass die Verkehrsbetriebe eine Buslinie auf eine andere Straße umleiten und an vier Haltestellen Zettel aufhängen, dass der Bus nicht fährt. Das Geld muss sich Martin Joseph (Foto: privat) dann wieder vom Bezirksausschuss als Zuschuss holen. "Mit städtischem Geld wird da bezuschusst, was wir an eine städtische Gesellschaft zahlen für eine Straße, die eh schon über Steuern finanziert wird."

Für Martin Joseph ist der Umzug an diesem Faschingsdienstag der zehnte in seinem zehnten Dienstjahr im katholischen Pfarrverband Allach-Untermenzing, zu dem Maria Himmelfahrt und Sankt Martin gehören. Denn mit dieser Dienststelle ist traditionell auch die Hauptverantwortung für den Faschingszug verbunden, den ein Allacher Kaplan vor langer Zeit ins Leben gerufen hatte. Diesen Montag nimmt Pfarrer Joseph dennoch unbeirrt seinen regulären freien Tag. "Ich unterschreibe ja bloß, die Arbeit machen die anderen", sagt er. Die Anmeldungen und Fäden liefen bei Pfarrsekretärin Ilona Schwaak zusammen. "Anders wäre das gar nicht zu organisieren", sagt Pfarrer Joseph. Sieben Faschingswagen sind gemeldet, dazu feste Fußgruppen, zu denen noch diverses Fußvolk, Vereine, Kindergärten und Familien hinzukommen - etliche Hundert in jedem Jahr. Auch Pfarrer Joseph nimmt regelmäßig teil. Wie jeden Dienstag hält er aber erst mal die Morgenmesse. Als was er sich danach verkleiden wird, entscheide er nach Lust und Laune. Und Wetter: Im Vorjahr war er Pharao. Bei Minusgraden bevorzugt er aber ein Kostüm, unter das mehr warme Kleidung passt.

Nach dem Feiern legt der 53-jährige Münchner am Mittwoch einen Fastentag ein. Obwohl er kein Asket sei, wie er sagt, nimmt er das Fasten sehr ernst. Das mit den Fischessen an Aschermittwoch passe überhaupt nicht zur Fastenzeit, sagt er. Es habe nichts mit Enthaltsamkeit zu tun. Er wird den Meditationskreis leiten, den Abendgottesdienst halten, Gespräche mit Brautleuten und Mitarbeitern führen. Der Pfarrverband hat allein 40 Angestellte, sei wie ein Betrieb, der immer laufen müsse, verfüge aber auch über ein Netz aus vielen Ehrenamtlichen, die sich Verantwortung und Arbeit teilten. "Anders würde es auch mit dem Faschingszug gar nicht gehen."

© SZ vom 08.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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