Meine Woche:Absoluter Glücksgriff

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Kaitia Frey tritt in Neuaubing am 1. April ihre erste Pfarrstelle an

Von Ellen Draxel, Neuaubing

"Ich fange am 1. April an", sagt Kaitia Frey und schmunzelt. "Kein Scherz." Ausgerechnet in der für Christen so wichtigen Woche vor Ostern tritt die 33-Jährige ihre erste Pfarrstelle an, sie ist dann eine von drei Pfarrern der Evangelischen Adventskirche in Neuaubing. In den kommenden Tagen wird sie Kennenlern-Gespräche mit Ehrenamtlichen führen, eventuell ein oder zwei Beerdigungen betreuen und sich mit dem Schulbeauftragten des Dekanats treffen. Und sie muss den Gottesdienst, den sie am Ostersonntag halten soll, vorbereiten. "Die Predigt ist noch nicht ganz fertig, die muss ich noch mal überarbeiten." Die passende Liturgie raussuchen, Gebete, Gesänge. Kaitia Frey hält den Festgottesdienst alleine - das Ehepaar Vocke, die beiden anderen Pfarrer der Gemeinde, übernimmt Gründonnerstag, Karfreitag und die Osternacht.

Dass die Mutter eines dreijährigen Zwillingspärchens ihre Probezeit ausgerechnet in Neuaubing absolvieren darf - obwohl es sie rein theoretisch auch in den Bayerischen Wald oder in irgendeinen anderen Teil des Freistaats hätte verschlagen können, weil die erste Pfarrstelle zugeteilt wird - empfindet Frey als "absoluten Glücksgriff". Nicht nur, weil ihr Mann in Germering arbeitet und sie jetzt bei ihrer Familie bleiben kann. Es ist auch die Stimmung im hauptamtlichen Team, die passt. Der positive Draht zur Kirchenverwaltung. Die Harmonie in der Gemeinde.

Ihr Vikariat hat Frey in der Bethlehemskirche in Untermenzing gemacht, die Erfahrungen will sie in ihren neuen Job einfließen lassen. Kaitia Frey hat einen Teilzeitjob: Fünf Stunden täglich unter der Woche und zwei am Sonntag will sie arbeiten, der Samstag soll frei bleiben. Zumindest ist so der Plan. Ob das klappt, muss sich zeigen. "Das ist der Vorteil von meinem Beruf: Ich brauche nicht en bloc zu arbeiten, sondern kann vormittags zwei Stunden Religions- und nachmittags Konfirmandenunterricht geben. Und am Abend noch einen Gottesdienst oder Gespräche anhängen."

Dass sie Pfarrerin werden möchte, weiß Frey schon seit der fünften Klasse. Eine Art erleuchtendes Erlebnis gab es nicht, es war vielmehr die konsequent kirchennahe Erziehung, die sie geprägt hat. "Das Tollste ist, dass der Beruf mit Menschen zu tun hat - man darf die Leute begleiten, von der Wiege bis zur Bahre." Einen "Rucksack voller Ideen" hat Kaitia Frey ganz bewusst nicht dabei. Sie möchte sich "einfühlen", die Gemeinde kennenlernen. Und dann schauen, wo sie ihren "Fußabdruck hinterlassen" kann. "Mir ist der Einzelne wichtig. Mit seiner ganz persönlichen Geschichte."

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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