Mein Name, mein Tag:Zum Orgelbauer berufen

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Seit 20 Jahren leitet der zweifache Familienvater an der Johann-Clanze-Straße eine Orgelbaufirma, "meines Wissens die einzige in München". (Foto: Natalie Neomi Isser)

14. Dezember: Johannes Führer

Von Andrea Schlaier

Möglich, dass Johannes Führer gar nicht dran denkt. "Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass heute ein Geistlicher auf mich zukommt und mich erinnert: 'Herzlichen Glückwunsch, Sie haben ja Namenstag'." Darüber freue er sich, sagt der 56-Jährige ( Foto: Natalie Neomi Isser). Auch wenn er diesen Tag in der Familie traditionell an Johanni, dem 24. Juni feiert, an dem der Geburt von Johannes dem Täufer gedacht wird. "Mein Vater war auch ein Johannes, und weil Johanni auch die Zeit der Sommersonnenwende ist, wird bei uns immer im Garten ein Feuer gemacht." Wer Johannes heißt, hat kalendarisch reichlich Möglichkeiten zu feiern: Gezählt werden an die 200 Heilige und Selige des Namens. Dass Führer heute, am winterlichen Gedenktag, ausgerechnet Priester gratulieren, liegt an seinem Arbeitsplatz. Johannes Führer ist Orgelbaumeister und vor dem Heiligen Abend in ganz Bayern in Gotteshäusern unterwegs, um die Instrumente für die Feiertage zu stimmen.

Seit 20 Jahren leitet der zweifache Familienvater an der Johann-Clanze-Straße eine Orgelbaufirma, "meines Wissens die einzige in München". In seinem Fall ist es mehr als ein Job, es ist Berufung. Als Jugendlicher hatte ihn der kirchenraumfüllende Klang des Instruments so in Bann gezogen, dass er Unterricht nahm. Und weil er wohl ein sehr geschickter Bub war, hatten ihn die Kirchenmusiker früh um seine Meinung gefragt, wenn etwas gefehlt hatte oder zu reparieren war. 1975 machte er seine Lehre und seit er die eigene Firma führt, bildet Führer auch selbst aus. "Wir bauen fast jedes Jahr eine neue Orgel, machen aber auch Restaurierungen und Wartungen." Führer und seine Mitarbeiter kommen rum. "Übers Jahr sind wird in Südtirol, Tirol und natürlich in Bayern." Mit der Restauration einer Orgel im Kloster Schlehdorf, die um 1770 von Franz Thoma gebaut worden war, hatten er und sein Team sich einst einen Namen gemacht. 1997 war das. Die Münchner recherchierten akribisch und fanden in Serfaus in Tirol auf einem Speicher noch Original Thoma-Pfeifen. Einen Luxus hat sich der 56-Jährige auch gegönnt und sich eine eigene Hausorgel gebaut. "Nur zum Spielen komme ich vor lauter Arbeit nicht mehr."

Der tägliche Adventskalender der Stadtviertel- Redaktion stellt Münchner vor, die nach verschiedenen Konfessionen im Dezember Namenstag haben.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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