Mein Name, mein Tag:Erinnerung an den Großvater

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Foto: Florian Peljak (Foto: Florian Peljak)

18. Dezember: Wunibald Schrall

Von Hubert Grundner

Schon sein Großvater wurde so gerufen, sein Vater trägt den Namen ebenfalls und jetzt hat er ihn im Personalausweis: Wunibald Schrall (Foto: Peljak) führt mit seinem Vornamen gewissermaßen eine Familientradition fort. Doch wie es überhaupt dazu kam, ist dem 56-jährigen Parkettlegermeister selbst nicht ganz klar. Eine Erklärung, warum sie ihn auf diesen Namen taufen ließen, gaben ihm die Eltern nicht. Außer der, dass man die Erinnerung an den Opa, der kurz vor Schralls Geburt starb, wachhalten wollte.

Etymologisch betrachtet, lässt sich das althochdeutsche Wunibald als der Freudige und Kühne übersetzen. Der Heilige gleichen Namens ist der Überlieferung nach im Jahr 701 als einer von vier Söhnen eines begüterten Angelsachsen in Südengland auf die Welt gekommen. Eine Pilgerreise führte ihn 720 nach Rom, später erhielt er dort eine theologische Ausbildung und empfing die Priesterweihe. Um 738 wurde er von Bonifatius zur Missionsarbeit nach Germanien gerufen. Insbesondere in Bayern wird er bis heute als Gründer und erster Abt des Klosters Heidenheim verehrt. Glücklicherweise blieb dem Heiligen erspart, was Wunibald Schralls Mutter dem Sohn erzählt hatte, nämlich dass jener gesteinigt worden sei: Tatsächlich starb er im Kloster Heidenheim - für Heilige auch keine Selbstverständlichkeit.

Trotzdem, zumindest gewisse "Märtyrer-Qualitäten" waren bei dem gebürtigen Münchner Schrall gefragt: "Ich bin wegen meines Vornamens oft genug gehänselt worden in der Schule." Wobei der Familienvater augenzwinkernd hinzufügt, er habe das schon ausgehalten. Er empfindet es eher als lästig, dass sein Vorname oft falsch verstanden wird. So geschehen zum Beispiel, wie sich seine Frau Andrea erinnert, als sie auf dem Standesamt die Namen der Söhne Daniel und Christian eintragen ließen und aus dem Vater Wunibald beinahe ein Vater Willibald in den Dokumenten geworden wäre.

Im Grunde aber ist Schrall, der seinen Betrieb in Moosach 1993 gründete, nicht unglücklich mit seinem Vornamen. Ganz im Gegenteil, heute weiß er es zu schätzen, dass "Wunibald" irgendwie etwas Besonderes aus ihm macht. Zumindest ist er jemand, der im Meer der Allerweltsnamen sofort ins Auge sticht - und das macht sich auch beruflich bezahlt: "Viele Kunden rufen oft nur deswegen meine Firma an."

Der tägliche Adventskalender der Stadtviertel- Redaktion stellt Münchner vor, die nach verschiedenen Konfessionen im Dezember Namenstag haben.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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