Mein Name, mein Tag:Der Richtige zur rechten Zeit

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Nikolaus Frühwein verteilt längst keine Süßigkeiten mehr zum Nikolaustag, sondern verfasst immer ein kleines Essay. (Foto: Stephan Rumpf)

6. Dezember: Nikolaus Frühwein

Von Renate Winkler-Schlang

Glatt rasiert und in weißem Arztkittel, darunter ein gestreiftes Hemd. Wie sonst soll ein Tropenmediziner aussehen? Weißer Rauschebart und roter Mantel? Nikolaus Frühwein (Foto: Rumpf) sitzt in seiner Praxis an der Brienner Straße hinterm Schreibtisch und erinnert sich an die Zeiten, als seine beiden Kinder klein waren und er sehr wohl Anfang Dezember mit solchen Utensilien als Vater unkenntlich gemacht und zum Bischof umfunktioniert - seinem Vornamen alle Ehre machend - in die heimische Stube polterte und nach dem Verlesen von Tadel und Lob Nüsse und Lebkuchen aus dem Sack hervorholte. Lange her, die Kinder sind inzwischen 31 und 32 Jahre alt. Aber gefeiert wird der Tag in der Familie immer noch, drei Generationen am Tisch, alle erwachsen, denn Enkel gibt es noch keine. Daher verteilt er längst keine Süßigkeiten mehr, sondern verfasst immer ein kleines Essay. In diesem Jahr will der Mediziner die Botschaft der Weltgesundheitsorganisation WHO, dass Fleisch und Wurst Krebs erzeugen können, aufs Korn nehmen.

Er kann sicher sein, verstanden zu werden, denn Frühweins sind eine Mediziner-Familie. Vater Friedrich war in Bayern der Erste mit der Genehmigung, gegen Gelbfieber impfen zu dürfen. Er selbst habe schnell erkannt, dass es sich bei der Tropenmedizin um eines der interessantesten Gebiete handelt, erzählt Frühwein - unter anderem auch, weil die meist jungen Patienten immer Interessantes aus aller Welt zu berichten haben. Inzwischen ist Nikolaus Frühwein Präsident der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen, bildet Kollegen auf diesem Gebiet weiter. Und sein Sohn Markus ist dabei, in seine Fußstapfen zu treten und die Praxis zu übernehmen, die sich immer noch auch als eine hausärztliche versteht. Diese Nachfolgeregelung, das sei "wie ein Sechser im Lotto", sagt Frühwein stolz. Vorher hat der Sohn ausgiebig die Welt bereist. Da war dem Vater angesichts der gesundheitlichen und sonstigen Gefahren oft mulmig zumute, zum Heiligen Nikolaus gebetet hat der katholische Christ jedoch deswegen nie. Als Vorbild aber empfinde er den selbstlosen Heiligen schon. Er selbst will seinen Patienten mehr geben als eine Medikamentenverschreibung, will zuhören, raten, helfen. Wenn der Sohn ihn abgelöst hat, will er mehr reisen - vielleicht auch in die Heimat des Heiligen Nikolaus.

Der tägliche Adventskalender der Stadtviertel- Redaktion stellt Münchner vor, die im Dezember Namenstag haben.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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