Mehmet Curuk gibt auf:Zermürbter Moschee-Streiter

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Mehmet Curuk hat sein Amt beim Verein "Ditim" frustriert aufgegeben. Bei den Vorstandswahlen trat er nicht mehr an.

Monika Maier-Albang

Monatelang ist er nicht müde geworden, zu beteuern, dass es sie irgendwann geben wird, die neue, große, schöne Moschee in Sendling. Doch nun hat Mehmet Curuk, der langjährige Vorsitzende des türkischen Moscheevereins Ditim an der Schanzenbachstraße, frustriert aufgegeben: Bei den Vorstandswahlen am vergangenen Sonntag trat Curuk nicht mehr an.

So soll die Moschee am Gotzinger Platz aussehen. Doch momentan ist offen, ob das Projekt überhaupt verwirklicht wird. (Foto: Foto: dpa)

Der seit 2003 andauernde Kampf um das Moscheebauprojekt, das er ehrenamtlich neben Beruf und Familie vorangetrieben hat, habe ihn "seelisch und körperlich sehr belastet", sagt Curuk. Nun müssen andere sich mit den "Bürgern für Sendling" und anderen, teils aggressiven Kritikern des Moscheebaus, herumschlagen.

Vor allem aber muss der neue Vorsitzende, der kommenden Freitag gewählt werden soll, eines schaffen: mehr Mitstreiter aus den eigenen Reihen gewinnen. Sonst ist das Moschee-Projekt tot.

Kurz vor Weihnachten hatte Curuk sich noch mit Oberbürgermeister Christian Ude zum Krisengespräch getroffen und ihm versichert, dass der Verband an den Bauplänen festhalte. Doch die finanzielle Situation des Verbandes ist nach wie vor prekär. Zwölf Millionen Euro würde das geplante Zentrum am Gotzinger Platz kosten. Geld, das der kleine Verein nicht hat - und offenbar auch nicht über Spenden aufbringen kann.

Zwar besuchen jeden Freitag mehrere hundert Gläubige die Gebetsräume an der Schanzenbachstraße. Doch zahlende Mitglieder gibt es nur 76. Entmutigt hat Curuk auch, dass die - moralische wie finanzielle - Unterstützung durch die türkischen Amtsträger ausbleibt. Der frühere Religionsattaché Niyazi Günes hatte das Bauprojekt unterstützt, sein Nachfolger Mustafa Temel erklärte es vor einigen Wochen beim Freitagsgebet in der Schanzenbachstraße für gestorben. Auch der bundesweite Dachverband Ditib hatte sich zuletzt von dem Projekt distanziert.

Der Grund könnte ein eigennütziger sein: In Köln-Ehrenfeld plant Ditib eine bundesweite "Zentralmoschee" - dafür braucht man Spenden, gerne auch aus München.Dem Kölner Dachverband gehört das Grundstück an der Schanzenbachstraße. Der Verkaufserlös war für den Neubau fest eingeplant, Curuk spricht von rund drei Millionen Euro. Doch nun erwarte der Dachverband, dass die Münchner zunächst ein Finanzierungskonzept ohne den Grundstückserlös erstellen. "Das geht schlicht nicht", sagt Curuk.

Die Münchner Stadträte könnten so in die seltsame Situation geraten, dass sie am 1. April über den Bebauungsplan für den Gotzinger Platz befinden sollen und es zwar eine politische Unterstützung für das Moschee-Projekt gibt, aber keinen Träger, der die Finanzierung bis Jahresmitte wird stemmen können.

Mehmet Curuk sagt, er danke allen, die das Projekt unterstützt haben: dem Oberbürgermeister, den Kirchen, den Behörden. Aufgegeben hat er es noch nicht. Er hofft, dass die "türkischen Mitbürger und die Obrigkeit zur Vernunft kommen", denn: "Diese Gelegenheit bekommen wir nie wieder!"

© SZ vom 05.03.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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