Maximilianstraße:Luxus pur

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Exklusives Einkaufen: die 2003 fertiggestellten Maximilianhöfe an der Maximilianstraße. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Maximilianstraße wurde von einer abwechslungsreichen Flaniermeile zur Bühne für Edelmarken

Von Jakob Wetzel

Gucci, Ralph Lauren und Montblanc, Louis Vuitton, Dior und Dolce&Gabbana, dazu große Limousinen und funkelnde Sportwägen: ein Bummel über die Maximilianstraße, und man sieht sie alle. Die Prachtstraße, die von der Residenz zur Isar führt, ist Münchens repräsentativste Adresse für teure Mode, für Schmuck und Schuhe. Reiseführer nennen sie wahlweise einen Ort für "Luxus pur" oder "Deutschlands bekanntesten Luxusboulevard": Alles, was edel und teuer ist, finde man hier. Und längst richtet sich die Straße neben den Schaulustigen hauptsächlich an den Besitzer des dickeren oder zumindest mit Platin-Kreditkarte ausgestatteten Geldbeutels. Aber das ist nicht immer so gewesen.

Freilich: Eine Prachtstraße zum Flanieren und Amüsieren ist die Maximilianstraße, seit es sie gibt. Zur teuren Luxusmeile internationaler Edelmarken aber wurde sie erst in jüngerer Zeit. Konzipiert worden ist sie als Wohnstraße und Boulevard, an dem auch Museen und Bildungseinrichtungen ihren Sitz haben sollten - ein Herzensanliegen des wissenschaftsverliebten Königs Maximilian II., der die Straße von 1853 an bauen ließ. Im Maximilianeum, dem Point de vue am Ostende der Straße, sollten hochbegabte Studenten wohnen; der bayerische Landtag hat dort erst seit 1949 seinen Sitz. Und in den Augen des Münchner Magistrats war die Straße zuvorderst eine wichtige Infrastrukturmaßnahme: Sie verband die Altstadt mit dem Lehel und den Vorstädten rechts der Isar.

Von Beginn an gab es in dieser Straße Modeläden und Juweliere, Galerien und Parfümerien. Doch es waren keine namhaften italienischen oder französischen Firmen, die hier lediglich Niederlassungen betrieben, sondern Münchner Händler. Zusätzlich gab es etwa Schneiderwerkstätten und Buchhandlungen, selbst Schuster, Bäcker und Tabakhändler hatten hier Platz.

Beispielhaft zeigt sich die Entwicklung der Straße am Gebäude mit der Hausnummer 21. Im Jahr 1905 gab es hier ein Milchgeschäft und eine Tapetenmanufaktur, später ließen sich hier unter anderem eine Färberei und eine Zeitungsfiliale nieder. Bis 1970 gab es in diesem Haus auch den Klavier- und Musikhändler Otto Bauer, der sich von 1900 an "königlicher Hofmusikalienhändler" nennen durfte. Er belieferte zum Beispiel Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler und die Münchner Philharmoniker. Auch der Schah von Persien, Mohammed Resa Pahlewi, soll hier einen Flügel gekauft haben. Später ging das Unternehmen in der Firma Max Hieber auf und zog ins Neue Rathaus; im Ex-Firmensitz an der Maximilianstraße logieren mittlerweile Hugo Boss, das Lederwaren-Label "Tod's" und die Galerie "Das Gemäldehaus".

Eine ähnliche Entwicklung hat das Gebäude an der Maximilianstraße 10 hinter sich. Im frühen 20. Jahrhundert verkaufte hier eine Gardinenfabrik ihren Stoff, es gab ein Blumengeschäft, später eröffnete eine Nähschule. In den oberen Etagen ließ Ludwig Kielleuthner Herrenmode und Uniformteile herstellen, die er im Erdgeschoss verkaufte. Kielleuthners Schriftzug prangt noch immer an dem nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstruierten Gebäude, auch wenn die Firma seit 1969 nicht mehr besteht. Zu kaufen sind hier mittlerweile zum Beispiel Uhren und Schmuck der Hamburger Juwelierkette Wempe und Schweizer Luxus-Uhren von Hublot.

Was die Straße heute noch mit der Anfangszeit verbindet, ist vor allem ihre Architektur. Maximilian II. ließ sich von dem Architekten Friedrich Bürklein nach genauen Vorgaben eine Prachtstraße gestalten, die dritte in München nach der Brienner und der Ludwigstraße. Der König verlangte dabei von Bürklein, einen eigenen bayerischen "Nationalstyl" zu entwerfen. Dieser kombinierte daher neugotische mit antiken Formen, sein "Maximilianstil" gilt als Vorläufer des Jugendstils. Vor allem aber schuf er ein Gesamtkunstwerk. Auch wenn seit den Sechzigerjahren der Altstadtring den Boulevard an sensibler Stelle durchschneidet, und obwohl mittlerweile viele Luxusfirmen aus aller Welt die Schaufenster befüllen und alteingesessene Münchner Betriebe verdrängt haben: Die Maximilianstraße ist unverwechselbar geblieben und bis heute eine Münchner Besonderheit.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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