Maria Knauer:Gewofag-Chefin wegen Untreue verurteilt

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Maria Knauer muss eine Geldstrafe zahlen. Als Klinikdirektorin in Harlaching hat sie einem Mitarbeiter Geld zukommen lassen.

S. Lode und C. Rost

Die frühere Verwaltungsdirektorin des Harlachinger Krankenhauses ist am Freitag wegen Untreue zu einer Geldstrafe in Höhe von 35000 Euro verurteilt worden. Das Amtsgericht München sah es als erwiesen an, dass Maria Knauer 2002 ihrem damaligen Stabsstellenleiter Wilfried J. unberechtigt Leistungszulagen von rund 15000 Euro zukommen ließ. J. hatte die Neuorganisation des Pflegebereichs nur gegen ein "Schmerzensgeld" übernehmen wollen. Er muss wegen Beihilfe zur Untreue 13000 Euro Geldstrafe zahlen. Zwei weitere Untreuevorwürfe ließ Richter Jürgen Hanselmann fallen.

Maria Knauer ist bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag für 34.000 Wohnungen zuständig. (Foto: oh)

Knauer habe sich nicht selbst bereichert, so der Richter. Dem Urteil zufolge hat sie aber klar ihre Kompetenzen überschritten, als sie dem Leiter des Bereichs "Strategie und Grundsatzfragen" einen satten Aufschlag aufs Gehalt gewährte. Der 49-jährige J. hat dafür den Pflegebereich umgekrempelt, was ihm angesichts einer widerspenstigen Pflegedirektorin Mühe bereitet habe. Die Zulage sei deshalb gerechtfertigt gewesen, meinte er. Die Pflegeleiterin bestritt indes, sich gegen Reformen gewehrt zu haben.

Ob die Umorganisation besonders viel Mühe bereitete oder nicht - für das Gericht war die Tätigkeit J.s in jedem Fall mit seinem Gehalt abgegolten. Seine Position sei zwar herausragend gewesen, sein Verdienst aber auch, so Hanselmann. Mit der Zusatzüberweisung aus der klammen Klinikkasse - sie machte damals einen Verlust von 1,3 Millionen Euro - habe Knauer ihre "Vermögensbetreuungspflicht verletzt". Die Verwaltungschefin hatte 2003 noch weitere Zahlungen in Höhe von knapp 38000 Euro an J. für Beratertätigkeiten und Seminare in der Klinik veranlasst. Dessen Freundin hatte dafür sogar eigens eine Firma gegründet. Auch war J. für ein anderes Unternehmen tätig, das ebenfalls das Krankenhaus beriet. In diesen Fällen konnte das Gericht aber keine vorsätzliche Untreue erkennen. Die Urteile fielen entsprechend milder aus als die Strafbefehle, die eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten für Knauer und acht Monaten für J. vorgesehen hatten. Dennoch will die Verteidigung in die Berufung gehen.

Knauer, 60, war bis 2004 Direktorin in Harlaching und wechselte dann als Chefin zur städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag, wo sie heute noch für mehr als 700 Mitarbeiter und 34000 städtische Wohnungen zuständig ist. Ob sie in dieser Position aus Sicht der Stadtspitze haltbar ist, ist bislang offen. Die Stadt will die schriftliche Urteilsbegründung prüfen lassen, wie Sprecher Andreas Danassy am Freitag sagte. Außerdem müsse das Personalreferat beurteilen, welches disziplinarische Vorgehen angemessen sei. "Dann wird der Aufsichtsrat der Gewofag beraten, welche Auswirkungen auf das Beschäftigungsverhältnis das Urteil hat", erklärte Danassy. Dabei müsse einerseits berücksichtigt werden, dass die Geldstrafe "beachtlich" sei, die gegen Knauer verhängt wurde, andererseits lege ihr niemand zur Last, sich bereichert zu haben. "Es geht um die Korrektheit von Ausgaben, mit der aus ihrer Sicht Zwecke des Krankenhauses erfüllt werden sollten."

CSU-Fraktionschef Josef Schmid äußerte sich am Freitag zurückhaltend zu dem Urteil, betonte jedoch, dass die Vorfälle im Harlachinger Krankenhaus "gravierend" gewesen seien: "Eine Schuld ist gegeben, Knauer wurde nicht freigesprochen", sagte er. "Das ist keine symbolische Strafe mehr. Wenn das Gericht das gewollt hätte, wäre das Verfahren gegen eine Geldauflage an eine gemeinnützige Organisation eingestellt worden."

© SZ vom 10.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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