Macher der Nacht:Später ist cooler

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Ausgehzeit-Verschiebung: Robinson Kuhlmann betreibt unter anderem das Robinson

Von Philipp Crone, München

Mütter sagen ja gerne: Mach was Gescheit's. Und damit meinen sie in der Regel eher ein Jura-Studium als eine Kneipe. Bei Robinson Kuhlmann war das anders, als er ein Teenager war. Das lag daran, dass seine Mutter in München Events veranstaltete, und sein Vater, ein Fotograf, Vernissagen. Und mittendrin Robinson. Als dem mit 15 Jahren mal wieder einfiel, dass er ein neues Skateboard braucht, fragte er sich: Woher das Geld nehmen? Von der Arbeit auf Veranstaltungen. Also sammelte er Gläser ein im Kraftwerk, und als ihm seine Mutter erzählte, dass ein Freund von ihr eine Bar aufmacht, war der Sohn dabei. 1996 war das, das Ododo. "Vom ersten Moment an war ich fasziniert von der Welt der Cocktails."

Kuhlmann kaufte sich das Schumann's Barbuch, steckte sich Spickzettel in die Hosentaschen und mixte. In der Ersten Liga am Sendlinger Tor, im Nage&Sauge, und 2010 eröffnete er seine erste eigene Bar, mit finanzieller Hilfe seiner Mutter. Das Robinson ist heute neben dem Holy Home die beliebteste Bar am Gärtnerplatz. Und weil sich da an Hochsommertagen mehr als Tausend Menschen tummeln, die im Robinson konsumieren, war für weitere Projekte keine familiäre Anschubfinanzierung mehr nötig. Zuletzt hat der 36-Jährige zweifache Familienvater die Wedding Chapel eröffnet, davor das Restaurant "Attentat Griechischer Salat".

Während es am Gärtnerplatz von Jahr zu Jahr an lauen Wochenenden noch voller wird, "hat das auch problematische Auswirkungen auf das Nachtleben". Kuhlmann, der auch die Ruby-Bar in der Fraunhoferstraße geführt hat, sagt: "Die Stoßzeiten haben sich total verändert. Früher waren die Läden zwischen halb zwölf und fünf Uhr voll, heute gehen die Leute auch wegen der vielen Bars, die lange auf haben, häufig erst um drei Uhr in einen Club. Selbst um zwei Uhr ist es noch uncool." Um drei sei es voll, aber um fünf wieder leer.

Bars haben laut Kuhlmann zudem den Vorteil, dass sie den gestiegenen Qualitätsansprüchen der Kunden besser entsprechen können als klassische Clubs. "Bei den Ausschanksystemen mit Knopfdruck-Abfüllungen können Betreiber zwar gewährleisten, dass die Mischungen stimmen, aber ausgefeilte Drinks entstehen dabei selten." Doch die seien eben gefragt.

Auch Kuhlmann setzt auf das Partner-Prinzip. Sein Restaurant betreibt er mit einem Jugendfreund, die Chapel mit dem Gastronomen der "Schnelle Liebe" nebenan, nur das Robinson alleine. Das trägt ja auch seinen Namen, und dank der riesigen Freischankfläche namens Gärtnerplatz läuft das auch nach wie vor ganz ausgezeichnet.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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