Macher der Nacht:Party-Pionier

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"München ist eine sehr gesunde Stadt", sagt Haidinger, "sehr lebendig, auch und vor allem in der Nacht." (Foto: Robert Haas)

Andreas Haidinger setzte früh auf E-Mails, um Feiern anzukündigen, und war einer der ersten Veranstalter von Afterwork-Festen

Von Philipp Crone, München

Als Technik-Nerd erfolgreich im Nachtleben? In einem Bereich, der vor allem soziale Kompetenzen erfordert? Andreas Haidinger hat die auch, und dazu hatte er Glück, dass er sich zur Anfangszeit von Internet und Mobiltelefonen mit dem Nachtleben beschäftigte. Das Studium hatte sich der angehende Wirtschaftsingenieur bereits mit Partys rund um München finanziert, nachdem ihm früh, bei der ersten selbst organisierten Feier im Studentenwohnheim, klar wurde, dass ihm so etwas liegt.

"2002 kam dann die Welle der Afterwork-Partys", sagt Haidinger, 45. Die bot er als einer der ersten in München an. Und gleichzeitig sammelte er Handynummern und E-Mail-Adressen, um bald seine Veranstaltungen an einen großen Verteiler zu schicken und damit erfolgreich zu werden. Das war neu. Mittlerweile ist der Trend ein ganz anderer. "Heute schauen die Leute ihre Mails gar nicht mehr an, oft sind es nur noch zehn Prozent bei Veranstaltungsmails. Da funktionieren mittlerweile Plakate wieder besser."

Damals kamen an manchen Abenden 2000 Leute zu den Feiern, bis zu 5000 in einer Woche. Es war der Beginn einer Nachtleben-Karriere. Zusammen mit seinem Bruder Christian, 41, einem Architekten, hat er am Maximiliansplatz einige Clubs betrieben und ist daran beteiligt.

"Entscheidend ist in diesem Beruf, dass man sowohl in der Lage ist, die Mitarbeiter zu führen, seinen Laden in Schuss hält und gleichzeitig schon auch eine Party mitfeiern kann." Bruder Christian kümmert sich um "das Charisma" eines Ortes, wie Haidinger sagt, um die Raumgestaltung, Möbel, Musik, und der ältere Bruder ist dann eben unter anderem für die Technik zuständig. Klima, Licht, Ton. Im Filmcasino am Odeonsplatz arbeitet er mit Max Braunmiller zusammen, "das ist derjenige, der die entscheidenden Leute kennt, Models, Booker, Agenturen, und der den Leuten das Gefühl vermittelt: Das wird heute eine gute Party". Außerdem ist er am Pacha am Maximiliansplatz beteiligt, am Club-Nachbar Call me Drella und am Restaurant Mamasita im Tal.

Das Filmcasino war als eine Art Ruhestandsprojekt gedacht, sagt Haidinger. "Am Anfang wurde das Konzept nicht so gut angenommen, alles in einem, erst essen und dann ab 23 Uhr feiern und tanzen." Mittlerweile schon. Auch für Haidinger gilt: Er muss weiter beobachten, wie sich die Zielgruppe, die Kunden verändern. "Manche wechseln ja heute bis zu zehnmal an einem Abend die Location", sagt er, "am Ende waren sie in sechs Bars und vier Clubs." Früher habe man eine Woche vorher ausgemacht: Wir treffen uns Donnerstag im P1, und das war es dann oft für den Abend. "Und die Leute gehen fast nur noch am Samstag weg." Und trotzdem ist er zuversichtlich für die Branche: "München ist eine sehr gesunde Stadt", sagt Haidinger, "sehr lebendig, auch und vor allem in der Nacht."

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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