Macher der Nacht:Optik lockt Kunden

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Die Thatenhorsts gehören in der Gastroszene zu den Mehrfachbetreibern

Von Philipp Crone, München

"Wir freuen uns jedes Mal, wenn in der Nachbarschaft etwas Neues aufmacht", sagt Stephanie Thatenhorst. Wir, das sind ihr Mann und ihr Schwager. Nur die Nachbarschaft ist nicht ganz so genau definierbar. Denn das Team Thatenhorst betreibt zum Beispiel die Seerose, das Occam Deli, die Theresa Bar und Grill, den Kaisergarten in Schwabing und die Freebird Bar. Dass sich die Gastronomen über Konkurrenz eher freuen als ärgern, passt dabei ins Münchner Bild. "Der Konkurrenzgedanke scheint nicht so ausgeprägt zu sein", sagt die 38-jährige Architektin. Aber klar ist für Thatenhorst auch: "Wenn es nicht genug Nachfrage und Kundschaft geben würde, wäre das Klima in der Stadt wahrscheinlich nicht so gut, wie es ist."

Stephanie Thatenhorst begann mit ihrem Mann zunächst im Kaisergarten, mittlerweile gehört das Paar zu den Mehrfachbetreibern, die auch immer mal wieder Innovatives entwickeln. "Die Stadt rühmt sich ja ihrer Weltoffenheit, aber in Sachen Offenheit und Innovation hinken wir schon noch hinterher im internationalen Vergleich." Trotz Miteinander. Thatenhorst findet es zum Beispiel "großartig, was Niels Jäger und Steffen Arnold machen" (Bobbeaman, Flushing Meadows), und Christian Haidinger, der mit seinem Bruder Andreas am Maximiliansplatz aktiv ist, sei oft Gast in der Seerose. Sehr entspannt gehe es zu, "weil München einfach genug Klientel hat, das sowohl Anspruch und Laissez-faire mitbringt."

Architektin Stephanie Thatenhorst entwirft die Einrichtung der Lokale. (Foto: Catherina Hess)

Im eigenen Theresa-Restaurant habe man einen großen Teil an Geschäftsleuten, die sonst gerne mal auch eine Kosten-Stufe drüber essen gehen, aber das entspannte Drumherum schätzen.

"Der Stellenwert der Gastronomie ist in den vergangenen 15 Jahren deutlich gestiegen, auch wenn er noch nicht den in den großen Metropolen erreicht hat", sagt Thatenhorst. Etwa in New York, wo nicht gleich immer so viel in Frage gestellt werde wie hier. "Das Niveau bei uns ist deutlich gestiegen, der Gast ist anspruchsvoller geworden, das sieht man zum Beispiel auch an der Barkultur."

Und was ist mit Cocktails? Waren in den 80er-Jahren in, dann eine Zeit ziemlich out, und heute wieder "so en vogue wie noch nie". Das zeige schon der Trend zu den sogenannten Signature-Drinks, also Cocktails, die individuell nur in der eigenen Bar gemischt werden, "da wird jetzt fast jede Zutat selbst gebrodelt, in der Hinsicht gibt es schon einen ordentlichen Battle an den Münchner Theken zur Zeit". Die Barkultur, das Handwerk, es wird gerade wieder entdeckt.

Ein Großteil des Erfolges in einem Lokal hänge vom Ambiente ab, sagt Thatenhorst. Im Bild das Theresa. (Foto: Catherina Hess)

Heute wollten die Leute in München immer häufiger die Wohnzimmer-Atmosphäre, hat auch Thatenhorst beobachtet, "Orte mit einer Seele", die kleine Kegelbahn im Theresa sei so ein Ort, "den könnten wir im Winter an manchen Tagen bis zu 50-Mal vermieten". Ein Großteil des Erfolges in einem Lokal hänge vom Ambiente ab. Es wundert zwar nicht, dass das eine Architektin sagt, die für die Läden ihres Teams die Konzepte entwirft. Andererseits wirkt jedes neue Lokal noch ein wenig durchdachter und individueller als das davor, beim Team Thatenhorst und auch generell in München.

Für die 38-Jährige ist das nicht verwunderlich: "Die Optik und die Atmosphäre sind der erste Eindruck, damit lockt man seine Kunden."

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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