Macher der Nacht:Eine Art Vorbild

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Einige Münchner Gastronomen orientieren sich an Restaurants und Bars von Rudi Kull

Von Philipp Crone, München

Rudi Kull ist zweimal im Jahr auf gastronomischer Bildungsreise. Zuletzt war er Ende Juli in Amsterdam. Gelebt hat er einige Zeit in L.A. und New York, und er gilt mit Partner Albert Weinzierl heute in der Stadt als Bezugsgröße für erfolgreiche Gastronomie und weitergehende Konzepte. Die ebenfalls sehr erfolgreichen Allesumsetzer um Niels Jäger (James T Hunt, Bobbeaman) zum Beispiel nennen Kull einen Kollegen, an dem sie sich gerne orientieren. Er sei eine Art Vorbild.

Kulls Lokal Brenner ist zu einer Art Groß-Schumann's an der Maximilianstraße avanciert, seine Hotels Cortiina und Louis samt ihrer Bars und Restaurants sind der Standard, den es zu erreichen gilt in München. Die Erkenntnisse aus Amsterdam, wo er vor allem ein Dreisternelokal besuchen wollte, lauten: "Weiter ist Gemüse und seine Zubereitung sehr gefragt, außerdem sind die Techniken wie Pökeln und Räuchern sehr im Fokus, und ich habe festgestellt, dass die Portionen im Allgemeinen kleiner werden."

Neues entdecken, Dinge eigen und anders machen, das versucht Kull seit 1996. Da eröffnete er das Buffet Kull in der Innenstadt. "Das war damals eigentlich noch ein No-Go, man musste in Schwabing oder Haidhausen eröffnen."

Rudi Kull hat jedoch ein Gespür für das, was funktioniert und gefragt ist. Bald war das zum Ausgehen auch wieder die Innenstadt. "Heute hat sich das Ausgehverhalten sehr verändert, einzelne In-Viertel gibt es in dem Sinne nicht mehr, dafür ist die allgemeine Dichte an guten Läden über die Stadt verteilt zu groß geworden." Klar sei: "Ein großes und gutes Angebot animiert die Leute, auszugehen." Ob es die Eisdiele, die Espressobar oder ein Club sei, "München ist in vielen Segmenten heute sehr gut aufgestellt".

Seit 1996 arbeiten Kull und Weinzierl zusammen. Seitdem beobachtet Kull, dass in München gerade "das Thema Vernetzung immer wichtiger wurde, auch im Nachtleben". Wenn sich die ganze Gesellschaft dahin entwickle, dass man verbunden ist, Informationen teile, dann führe das eben auch dazu, "dass man eher mal sagt: wir machen ein Projekt zusammen". Und man tausche sich zudem auch immer mehr aus, "so wie die Innenstadtwirte, die regelmäßig zusammensitzen, und das schon seit zehn Jahren".

Dabei werden Erfahrungen geteilt. Die immer noch weitergehende Individualisierung in der Branche zum Beispiel. "Kunden zahlen heute auch mal 60 Euro für ein Stück Fleisch, weil sie Vertrauen haben in das Fachwissen und die Fähigkeiten von den Spezialisten in dem Bereich." Da sei sehr viel gastronomische Tiefe in der Stadt, sagt Kull.

Der Gastronom ist in der Innenstadt mittlerweile mit zehn Lokalen vertreten, alle in unmittelbarer Umgebung des Marienplatzes und der Maximilianstraße. Sollte sich mal nach einer Bildungsreise ergeben, dass man das Zentrum nun wieder verlässt in der Branche, man wird es wohl recht schnell im Portfolio von Rudi Kull und Albert Weinzierl bemerken.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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