Macher der Nacht:Der Mann für die Luftschlösser

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Niels Jäger betreibt in München unter anderem das Bobbeaman, die Cantina Cantona und das Flushing Meadows - jetzt träumt er von einer Strandbar mit Pension

Von Philipp Crone, München

Niels Jäger zögert einen Moment. "Sechs, sieben oder acht Läden sind es." Gerade kommt er ein wenig durcheinander. Zum einen, weil er mit seinen Geschäftspartnern Steffen Werner und Sascha Arnold im vergangenen Jahr mehrfach Läden eröffnet hat. Und zum anderen, weil die Idee mit den Smoothie-Geschäften nun auch schon in Innsbruck Niederschlag findet. Die drei haben angefangen mit dem Edmoses, das gerade geschlossen ist. Heute sind im Nachtleben zu finden: das Bobbeaman, die Bar Flushing Meadows auf dem Dach ihres Hotels in der Fraunhoferstraße, die Bar James T. Hunt in der Schellingstraße, das Stereo-Café an der Residenz und das Restaurant Cantine Cantona.

Warum so viel? Warum so unterschiedlich? "Eigentlich geht es bei uns immer mit einem Luftschloss los", sagt Jäger, der Kommunikationswissenschaften studiert hat. Ihre Motivation war schon immer, etwas zu machen, was es noch nicht gibt. So wie die Smoothie-Läden gerade, von denen ihnen ein Freund nach einem Besuch in New York erzählt hat. "Wir sind bei allem Quereinsteiger", sagt Jäger, und vor allem sind sie bei allem auch nur Teilzeit-Nachtmenschen. Alle drei arbeiten tagsüber in festen Jobs, der Rest läuft mit. Kommunikation, Architektur und Grafik-Design - die Berufe von Jäger, Werner und Arnold helfen ihnen auch bei der Planung neuer Projekte. Jäger sagt: "Wir können viele Ideen bereits zu dritt umsetzen."

Das Gastronome-Trio um Niels Jäger (Foto) betreibt unter anderem ein Restaurant, Bars und ein Hotel. (Foto: AJW)

München ist eine Stadt, die alles hat, außer Palmen und Meer, sagt Jäger. Also wie kann man dann den Münchner locken? Eben mit Dingen, die es noch nicht gibt. Der Club Bobbeaman hatte ein damals neuartiges Soundsystem, und im Edmoses, Jägers erste Station nach den Anfängen als Barmann im Buffet Kull und als Türsteher im P1, gab es Tegernseer Bier, als erster Club in München. Heute braucht jede Bar, die etwas auf sich hält, eine möglichst winzige und noch unbekannte Brauerei für sein Bier. Im James T. Hunt und im Flushing Meadows wird derzeit Mittenwalder Hell serviert.

"Früher war die Auswahl im Nachtleben klein, aber ich fand das praktisch", sagt Jäger. Mittwochs ging er zum Blackbeat ins Parkcafé, dann ins Hamlet und eben ins P1. "Mir persönlich gefallen so geballte Orte nicht, wie die Feierbanane oder der Kunstpark." Zusammenarbeiten wollen sie trotzdem alle. "Wir merken immer: Je mehr los ist in der Stadt, desto mehr ist auch in unseren Läden los." Rudi Kull habe seine Crew sehr beeinflusst, sagt Jäger, das ist das eine. Aber man braucht sich ja auch gegenseitig, wenn das Eis mal ausgeht oder eine Spirituose, "wir tauschen uns aus, wir mögen uns, das sind auch alles gute Persönlichkeiten. Und wir haben hier halt einfach auch den ,Munich way', eine gewisse Biergartenruhe, wegen der alleine man schon entspannt miteinander umgeht".

"Heute wollen die Leute im Unterschied zu früher kleinere Locations, denke ich, spezialisierte Konzepte mit viel Authentizität", sagt Jäger. Der 42-Jährige selbst ist allerdings nach der Eröffnungswelle vom vergangenen Jahr erst einmal nicht ganz so schnell mit weiteren neuen Projekten. Aber einen Traum habe er schon noch, "eine Strandbar mit Pension am Wörthsee".

Einige der prägenden Figuren in Münchens Nachtleben stellt die Süddeutsche Zeitung in loser Folge in der Serie "Macher der Nacht" vor.

© SZ vom 28.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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