Norbert Ettner hatte es eilig. Vor nicht ganz einem Jahr hat der Sportschütze mit dem Luftgewehr einen deutschen Rekord aufgestellt. Bei einem Internationalen Wettkampf in Berlin schoss Ettner 599 Ringe - 600 wären möglich gewesen. Am vergangenen Wochenende in Paderborn war der Geretsrieder von dieser Präzision ein gutes Stück entfernt. Im Viertelfinale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gegen den Ausrichter SSV Sankt Hubertus Elsen unterlag er Nadine Schüller. Ettner erzielte gute 393 von 400 Ringen, Schüller sehr gute 398. Im Halbfinale gegen Mareike Ostkamp und die SGHamm schoss Ettner 389:395 Ringe, zwei unter seinem Ligadurchschnitt. Tendenz: bedenklich. Am Sonntag im Finale gegen die SGCoburg wollte Ettner endlich zeigen, was er kann. Neben Teamkollege Joachim Vogl (Etterschlag), der in Paderborn nicht zum Einsatz kam, ist Ettner der letzte Aktive, der bereits 2000 und 2001 mit der Münchner Feuerschützengesellschaft (FSG) "Der Bund" den Titel geholt hat; als Erster hätte er zum dreimaligen Meister avancieren können. Und Ettner fackelt nicht lange. Im Finale gibt der 33-Jährige den ersten Schuss ab und beendet den Wettkampf als Schnellster - mit 392 Ringen. Nun heißt es warten, bis sein Gegner Jürgen Wallowsky aus Coburg 40 Schuss abgegeben hat.
Dass der "Bund" überhaupt ins Finale vorgedrungen war, lag weniger an Ettner als an seinen Mannschaftskollegen. Trainer Hans Riederer, Olympia-Medaillengewinner und zwei Mal Meister mit dem "Bund", sagte: "Wir sind ein echtes Team, in dem jeder für jeden kämpft." Vor allem Barbara Lechner. Die 28-jährige Sportsoldatin, Welt- und Europameisterin, gewann als einzige FSG-Schützin alle Partien mit konstanten Serien von 397, 397 und 395 Ringen. Im Viertelfinale (3:1) und Halbfinale (3:2) hatten Henri Häkkinen (2), Benjamin Aicher und Silvia Rachl gepunktet, im Finale steuerte außerdem Stefan Reichhuber einen Zähler bei. Und Norbert Ettner: Wallowsky schießt 391 Ringe - einen weniger als er.
Der Meisterpokal bleibt in München, er wechselt nur von Untersendling nach Allach: Titelverteidiger HSG München um die sechsfache Weltmeisterin Sonja Pfeilschifter (392 Ringe) musste sich im Viertelfinale 1:3 beugen. Noch schlimmer erwischte es den SV Germania Prittlbach, der sang- und klanglos 0:3 gegen Hamm ausschied. Trainer Ralf Horneber, der auf seine Nummer eins, die Amerikanerin Jamie Beyerle, wegen Rückenproblemen verzichten musste, war darüber genauso enttäuscht wie Sven Körper. "Heute sind wir ganz unten angekommen", sagte der Germania-Manager: "Wir müssen die mit Abstand schlechteste Leistung aller acht Finalisten verdauen und in den nächsten Wochen die Weichen für die neue Saison stellen." Personelle Änderungen schloss Körper zwar aus, aber über Vorbereitung und Training müsse man sich Gedanken machen.
Hans Riederer schnaufte unterdessen durch. "Das war ein Krimi", sagte der "Bund"-Trainer: "Wenn man als Schütze 2000 und 2001 Meister geworden ist und nun als Trainer die Mannschaft zum Titel führen darf, ist das ein wunderschönes Gefühl." Auch für Nobert Ettner. Kein Rekordrausch zwar. Aber Erleichterung.