Luftgewehr-Bundesliga:Die einen überzeugen, die anderen kommen weiter

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Prittlbachs Schützen scheiden aus, der "Bund" ist in der Endrunde

Von Julian Ignatowitsch, München

Die Ausgangsposition vor dem letzten Wettkampfwochenende in der Luftgewehr-Bundesliga war für beide Vereine sehr gut. Germania Prittlbach und "Der Bund" München lagen als Zweiter und Dritter der Hauptrunde gemeinsam auf Finalkurs, ein Platz unter den ersten Vier stand beiden in Aussicht. Nun geht es im Sport nicht immer gerecht zu. Prittlbach schoss zwar im Fernduell der Lokalrivalen zweimal das bessere Ergebnis, verpasste aber schließlich das Finale. Der Bund dagegen fährt am 7. Februar nach Rotenburg an der Fulda und kämpft um die Meisterschaft.

"Die Schützen waren schon geknickt", erzählte Germanias Teammanager Sven Körper. "Aber wir hatten es ja in der eigenen Hand und haben die Chance schlichtweg nicht genutzt." Gegen die HSG München (2:3) und Königsbach (1:4) fehlten den Prittlbachern jeweils nur ein paar Ringe. "Schlecht geschossen haben wir eigentlich gar nicht", fand Körper. Bereits ein Sieg hätte die Mannschaft mal wieder ins Finale gebracht. So rutschte das Team auf Rang fünf ab, lediglich drei Einzelpunkte (ähnlich wie die Tordifferenz beim Fußball) gaben in der Tabelle den Ausschlag. "Uns haben in den wichtigen Momenten die entscheidenden Millimeter gefehlt", sagte Körper. Dass es dennoch das beste Teamergebnis seit langem war, konnte kaum trösten.

Gerade das Duell mit der HSG am Samstag verlief sehr unglücklich. Mit 1966 Ringen erzielte Prittlbach ein gutes Mannschaftsergebnis, war in zwei der drei verlorenen Einzelduelle nur einen Ring schlechter als der Gegner. Altmeisterin Claudia Keck (392 Ringe) verlor bei ihrem letzten Bundesligawettkampf überraschend gegen Nachwuchskraft Nicole Lainer (393), Yvonne Jaekel (394) fehlte ein Ring gegen Tino Mohaupt (395). Überhaupt präsentierte sich die HSG, die bis dahin nur einen einzigen Wettkampf in dieser Saison gewinnen konnte und für die es um nichts mehr ging, ungewohnt stark. "Das war das Pech für uns. Sie hatten keinen Druck mehr und haben auf einmal groß aufgetrumpft", meinte Körper. Die plötzliche Stärke des Gegners wurden den Prittlbachern zum Verhängnis. Die eigenen Schützen zeigten sich, wie schon die ganze Saison über, auch zum Saisonabschluss relativ konstant. Nur ein einziges Mal blieb ein Prittlbacher in dieser Runde unter 390 Punkten - das ist der beste Wert von allen Teams. Aber solche Statistiken entscheiden eben nicht über die Finalqualifikation.

"In der Spitze hat uns manchmal der ein oder andere Ring gefehlt", benannte Körper schließlich die Schwachstelle. Die Österreicherin Lisa Ungerank, eigentlich als Nummer eins eingeplant, fand 2014 nie zu ihrer Form der vergangenen Jahre, weshalb Prittlbach oft ganz darauf verzichtete, die Ausländerposition zu besetzen. Hier möchte man sich für die kommende Saison verstärken. Als Nummer eins etablierte sich die 23-jährige Isabella Straub. Sie schoss regelmäßig Spitzenergebnisse über 395 Ringe und legte einen beachtenswerten Leistungssprung hin. Aber auch sie konnte das Aus am Sonntag nicht abwenden, "als uns nach und nach die einzelnen Partien weggebröckelt sind", wie Körper schilderte. Das Mannschaftsergebnis von 1958 Ringen gegen Königsbach war jedoch immer noch besser als die 1957 Ringe des Bund München in dessen Partie.

Prittlbachs Nummer eins: Isabella Straub, 23, aus Kirchseeon erzielte regelmäßig Spitzenergebnisse von mehr als 395 Ringen. (Foto: Oh)

Allerdings reichte dem Bund das Ergebnis seinerseits, um den benötigten Sieg gegen Fürth (4:1) einzufahren. Nach der Niederlage gegen Brigachtal (2:3) musste auch der dreimalige Meister mächtig zittern. Selbst gegen den Tabellenletzten Fürth lag man zwischenzeitlich in Rückstand. Die Liga rechnete angesichts der so engen Tabellensituation laufend mit, die Konstellation änderte sich minütlich. Am Ende landete der Bund sogar noch auf Rang zwei.

"Ich bin an diesem Wochenende sicher ein paar Jahre gealtert", scherzte Teammanager Simon Muschiol vom Bund. Anders als im Vorjahr, in dem er die Bundesliga-Hauptrunde dominiert hatte, tat der Bund sich diesmal schwer. Folglich sind die Erwartungen für die Endrunde nicht ganz so hoch. "Wir sind nicht der Favorit", sagt Muschiol im Hinblick auf die starke Konkurrenz aus Elsen, Düsseldorf und Coburg. "Wir fahren nach Rotenburg und schauen, was rauskommt."

In Olympiasiegerin Katerina Emmons halten die Münchner noch einen ganz besonderen Joker in der Hinterhand, der bisher gar nicht zum Einsatz kam. "Ich gehe davon aus, dass wir für die Finalrunde vollständig sind", sagt Muschiol. Er rechnet also rechtzeitig mit hohem Besuch aus Pilsen, dort ist Emmons zu Hause. Dazu hat der Bund nach wie vor die punktemäßig erfolgreichste Schützin der laufenden Saison in seinen Reihen, Barbara Engleder (396,86 Ringe). Auch wenn diesmal nur ein Münchner Verein nach Hessen zum Finale fährt, sind die Titelchancen also gar nicht schlecht.

© SZ vom 13.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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