Linksaußen:Zorro sei Dank

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Die Spanier haben nicht nur den Wischmopp mit Auswringer erfunden, sondern hatten auch die nette Idee, Handballern beim Spielen einen Mund-Nasenschutz zu verpassen.

Von Ralf Tögel

Was haben die Spanier der Welt nicht schon alles gebracht? Womit keinesfalls nur die berühmten Konquistadoren gemeint sind, jene Soldaten und Abenteurer, die im 16. und 17. Jahrhundert den Erdball unsicher machten auf der Suche nach Reichtümern und herumliegenden Kolonien. Lope de Aguirre etwa, der auf der Suche nach der sagenumwobenen Goldstadt El Dorado in Venezuela ein übles Ende fand, erschossen, enthauptet und gevierteilt. Da wollte jemand sicher gehen. Der bekannteste spanische Entdecker war zwar Italiener, geforscht hat er aber für die spanische Krone, das muss reichen. Die Gebeine von Christoph Kolumbus ruhen außerdem in Sevilla. Doch die Menschheit hat den Spaniern weit mehr als die Entdeckung Amerikas zu verdanken.

Der spanische Ingenieur Juan de la Cierva y Codorniu etwa entwickelte den Vorgänger des Hubschraubers. Der Wischmopp mit Auswringer ist das Gedankenwerk des Unternehmers Manuel Jalón Corominas. Dass Bayerns Wirtschaftsminister Huber Aiwanger einen Deal mit ihm hatte, ist ein böses Gerücht, Corominas ist lange tot. Das Kartenspiel Ventiuna ist die Urform von Blackjack, erstmalig schriftlich in den Novelas Ejemplares von Miguel de Cervantes im 17. Jahrhundert erwähnt. Nicht zu vergessen das dampfgetriebene U-Boot, das Narcís Monturiol i Estarriol erfunden hat.

Auch in diesen Zeiten, da ein fieses Virus die Menschheit knechtet, vollbringen die Spanier Bahnbrechendes. Während in der bayerischen Landeshauptstadt immer noch über den Sinn der Maskenpflicht debattiert wird, haben die Behörden der Region Kastilien und Leon verfügt, den Mund-Nasenschutz auch beim Handballspielen zu tragen - fragen Sie mal die Profis von Ademar Leon und Balonmano Sinfin. Erinnert sei an dieser Stelle an Don Diego de la Vega: Der Landedelmann hat zur Zeit der spanischen Kolonialherrschaft Anfang des 19. Jahrhunderte das Maskentragen sogar in Kalifornien etabliert - unter dem Künstlernamen Zorro. Den Mund ließ er ob seiner flinken Zunge frei. Ein Gedanke, den Handballer vielleicht aufgreifen sollten. Angeblich standen ein paar Spieler kurz vor der Ohnmacht, so viel vom eigenen Kohlendioxid hatten sie eingeatmet. Gut, auch manche Maske saß nicht da, wo sie sollte, aber zumindest hat kein Spieler aufs falsche Tor geworfen, weil er nix mehr gesehen hat. Trotzdem eine feine Idee, die in andere Sportarten getragen werden muss - Fußball zum Beispiel. Dann wäre das geistlose Geplärre in Geisterstadien nicht zu verstehen. Schön auch für Schiris, wenn sie angebrüllt werden und nur "Mpffmmhhhpff" verstehen. Im Eishockey gäbe es weniger Prügeleien, weil die Beschimpfungen erst gar nicht verstanden würden. Ruhe auch im Tennis, kein Gestöhne mehr, kein Gekreische, klänge das nicht gut? Die Brucker Handballer übrigens haben ohne Masken gespielt - und wieder verloren. Vielleicht sollten sie mal darüber nachdenken.

© SZ vom 19.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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