Linksaußen:Grenzkontrollen für Golfbälle

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Die Krise bringt auch im Sport ganz neue Fragen auf. Etwa jene nach Einlaufkids und dem Ausspucken auf dem Platz.

Kolumne von Andreas Liebmann

Golfbälle sind außen spiegelglatt, sie können mit bis zu 339,56 Stundenkilometern (offizieller Rekord) durch die Luft gleiten. Da fragt man sich: Könnte es einem Coronavirus gelingen, sich trotzdem daran festzukrallen? Könnte es sich unterwegs vielleicht in jene Vertiefungen verkriechen, deretwegen ein Golfball selbst fast aussieht wie ein Virus? Oder würde es vom Luftzug nicht einfach abgeschüttelt? Hinweggefegt wie all die ungezählten Stuntmen, die als James-Bond-Gegenspieler schon von Flugzeughüllen in die Tiefe stürzten? Würde das Virus einen solchen Sturz überleben? Für das Land Niedersachsen wären solche Informationen hilfreich. Dort gibt es einen Golfplatz, der zurzeit nur zur Hälfte bespielt wird, weil neun Löcher auf Bremer Flur liegen. Dort ist Golfspielen erlaubt. In Niedersachsen: nicht. Nun muss man sich natürlich Gedanken machen für den Fall, dass ein Golfball vom Kurs abkommt und im Nachbarland landet. Wäre er ansteckend? Müsste er in Quarantäne? Soll man Einreiseverbote für Golfbälle erlassen und Grenzkontrollen einführen?

In Bayern ist Golfspielen sowieso noch verboten, sollen die Nordlichter mal machen. Die bajuwarische Obrigkeit blickt zurzeit lieber ins benachbarte Versuchslabor Österreich, wo seit 1. Mai zum Beispiel wieder Tennis gespielt wird (wie übrigens auch in Bremen) - und sich die Frage aufdrängt, ob sich ein sportbegeistertes Virus selbst bei Rekordaufschlägen um die 250 km/h in gelbem Filz nicht viel leichter festhalten kann als am Golfball. Zumindest empfiehlt Österreichs Tennisverband in seinen Corona-Richtlinien, "Tennisbälle zu kennzeichnen und nach Möglichkeit nur die eigenen (...) anzugreifen". Unklar ist, was mit Bällen geschieht, die der Aufschlagende zum Ballwurf in der Hand hatte - vorbeischlagen, um beim Return kein Aerosol aufzuwirbeln? Einem fiesen Volleystopp lieber nicht entgegenhecheln, um dem Gegner am Netz nicht zu nahe zu kommen? Masken dürfen "nur während des Spielens" abgenommen werden, so viel ist klar. Doppel nur im Familienverbund. Und: "Ausspucken am Tennisplatz ist zu unterlassen."

Letztere Regel könnte dem Fußball die Rückkehr in den Spielbetrieb fast unmöglich machen. Doch solange hier nur Profis über Plätze geistern, ist die Lage anders: Regelmäßige Tests sollen ja garantieren, dass erst gar kein Virus auf den Platz gelangt (Zitat Pressekonferenz: "Test, Test, Test"), weshalb auch Manuel Neuer keine Angst haben muss, gelegentlich den Ball zu berühren oder mit der Nase abzuwehren. Theoretisch dürfte er sogar, wie einst Oliver Kahn, jederzeit herzhaft zubeißen, wenn ihm ein passender Hals in die Quere kommt, zumindest aus epidemiologischer Sicht. Auch spucken und rotzen sollte möglich sein, sofern man keine Maske trägt. Im garantiert keimfreien Profifußball ist eigentlich nur noch zu klären, wieso man Teamfotos weglässt, obwohl man einander da kaum näher käme als im Zweikampf. Und ob es wirklich nötig ist, auf Einlaufkinder zu verzichten. Kann man nicht Kinder aus dem eigenen Haushalt mitbringen? Und wer keine hat, führt Mutti, Oma, Rauhaardackel oder Hasan Salihamidzic auf den Platz? Die freuen sich doch auch, wenn sie mal rauskommen.

© SZ vom 04.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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