Linksaußen:Fonsi, Berni und der Löwe

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Alphonso Davies als Namensgeber für das neue Hachinger Klubmaskottchen? Das wäre ziemlich perfide...

Kolumne von Sebastian Winter

Es sind schon unzählige Abhandlungen geschrieben worden über diese Wesen, die mal süß und knuffig sind, mal ziemlich mächtig und sperrig; die zugleich nicht wegzudenken sind aus dem Sport, aus dieser Unterhaltungsindustrie, gerade jetzt, wo die Sehnsucht groß ist nach etwas Halt und Geborgenheit. Die Rede ist von den Maskottchen, die eigentlich aus dem Französischen (Mascotte = Glücksbringer) und Italienischen (Masca = Hexe) stammen, wobei der Weg von der Hexe zum Gute-Laune-Plüschtier schon noch weit war. Aber die Marketingstrategen der Spitzenklubs aus aller Welt haben das Image des Maskottchens gewaltig aufpoliert.

Auch an dieser Stelle ist vor ein paar Wochen mal wieder ein Maskottchen durchgehuscht, und aus aktuellem Anlass muss es unbedingt noch einmal gewürdigt werden. Denn der rot-blaue Tiger, der die Fußballer der SpVgg Unterhaching künftig in die zweite Liga brüllen will, hat endlich einen Namen: Mehr als 1000 Fans hatten sich nach Vereinsangaben an der Abstimmung beteiligt, Platz drei ging an "Schorschi" (15,7 Prozent), Platz zwei an "Hacherl" (17,2 Prozent), Platz eins an, tätääääää: Fonsi! Mit überwältigenden 20,9 Prozent.

Fonsi? Ist das nicht der Spitzname von Alphonso Davies, diesem unverschämt schnellen Linksverteidiger des FC Bayern, an dem sich kürzlich sämtliche Gegner in der Champions League die Zähne ausbissen? Ja, so ist es. Haben nun FCB-Fans etwa mitgevoted, um den armen Hachingern, die in der Rückrunde immer versagen, mittels des Maskottchens endlich das Bayern-Gen einzupflanzen? Ziemlich perfide wäre das, wobei der Triple-Sieger, was Maskottchen angeht, ja selbst eher dritte als erste Liga spielt. Der bieder-blasse Bär "Berni", der 2004 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den knollennasig-charismatischen "Bazi" ersetzte, hat jedenfalls nie so richtig die Herzen der Fans erreicht. Spätestens im Jahr 2008, als er in der Fröttmaninger Arena einen Schaukampf gegen den 1860-Löwen (der damals, vor seinem Facelifting, noch sehr verfilzt und zottelig aussah) im Armdrücken verlor, hat er es sich verscherzt mit dem heimischen Publikum.

Man kann sich gut vorstellen, wie Fonsi, der drahtige Tiger mit dem rot-blauen Fell, dem armen Bayern-Berni die nächste Lektion erteilt. Zum charmanten Duell mit dem Löwen kommt es ohnehin in der nächsten Drittligasaison, wann immer sie auch beginnen mag. Vielleicht schaut dann auch mal der wahre Namensgeber von Fonsi im Hachinger Sportpark vorbei, so es die Abstandsregeln erlauben: Alfonso "Fonsi" Garcia, in den 90ern Torjäger und Publikumsliebling bei der SpVgg.

© SZ vom 07.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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